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09.05.2025 /08:57:08
TOP-THEMA-Commerzbank gelingt starker Jahresstart mit überraschendem Gewinnplus

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Gewinn im Auftaktquartal um 11,7 Prozent gestiegen

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Analysten hatten Ergebnisrückgang erwartet

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Bank baut ihre Erträge um 11,8 Prozent aus

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Vorstand bekräftigt Gewinnausblick für 2025
 
(Neu: Weitere Kennzahlen, Kurs)
- von Frank Siebelt und Tom Sims
Frankfurt, 09. Mai (Reuters) - Die Commerzbank <CBKG.DE>
überrascht zum Jahresauftakt mit einem kräftigen Gewinnanstieg.
Das von der italienischen UniCredit umworbene Geldhaus
erwirtschaftete im ersten Quartal einen Nettogewinn von 834
Millionen Euro - ein Zuwachs von 11,7 Prozent. "Wir haben den
höchsten Quartalsgewinn seit 2011 erzielt und zeigen damit, dass
wir auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wachsen können,"
erklärte Vorstandschefin Bettina Orlopp am Freitag. Analysten
hatten einem von der Bank zusammengestellten Konsensus zufolge
im Schnitt hingegen mit einem Rückgang auf 698 Millionen Euro
gerechnet. Beim Zinsüberschuss und auch beim Provisionsergebnis
schnitt die zweitgrößte deutsche börsennotierte Bank besser ab
als erwartet. Die Erträge nahmen um 11,8 Prozent auf 3,07
Milliarden Euro zu.

Die Geschäftszahlen liefern Orlopp gute Argumente für ihre Strategie der Eigenständigkeit der Frankfurter Bank, wenn sie in der kommenden Woche auf der Hauptversammlung den Aktionären Rede und Antwort steht. Bei Anlegern kam der Quartalsbericht gut an: Die Commerzbank-Aktie lag vorbörslich zeitweise 2,0 Prozent im Plus.

Die Commerzbank ist auf dem Radarschirm der italienischen Großbank UniCredit, der in Deutschland bereits die HypoVereinsbank (HVB) gehört. Die Italiener sind inzwischen mit 9,5 Prozent der zweitgrößte Aktionär nach dem Bund, der rund zwölf Prozent hält. Die Europäische Zentralbank (EZB) als Aufseherin für die Großbanken hatte eine Aufstockung der direkten Commerzbank-Beteiligung auf bis zu 29,9 Prozent bereits genehmigt. Auch das Kartellamt gab inzwischen grünes Licht für die Aufstockung. Die Commerzbank stemmt sich allerdings gegen eine Übernahme und will ihre Unabhängigkeit bewahren.

Ihren Gewinnausblick für das Gesamtjahr bestätigte die Bank: Sie rechnet nach Restrukturierungskosten mit einem Nettogewinn von rund 2,4 Milliarden Euro. Der Ausblick hänge ab von der Entwicklung der Belastungen in Russland und bei den Fremdwährungskrediten der polnischen Tochter mBank, erklärte das Institut. Der Provisionsüberschuss soll um rund sieben Prozent wachsen. Zudem erwartet die Commerzbank einen Zinsüberschuss von rund 7,8 Milliarden Euro. Sie strebt jetzt zum Jahresende eine harte Kernkapitalquote (CET-1) von mindestens 14,5 Prozent an. Im Februar waren noch mehr als 14 Prozent in Aussicht gestellt worden. Im ersten Quartal lag die Quote bei 15,1 Prozent.

WERTPAPIERGESCHÄFT SCHIEBT PROVISIONSÜBERSCHUSS AN

Der Zinsüberschuss sank im Auftaktquartal binnen Jahresfrist um 2,6 Prozent auf 2,07 Milliarden Euro. Die EZB hat seit Mitte 2024 bereits sieben Mal die Schlüsselzinssätze gesenkt. Der im Euroraum maßgebliche Einlagensatz liegt mittlerweile bei 2,25 Prozent - noch Anfang Juni 2024 hatte er bei 4,0 Prozent gelegen. Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass die Währungshüter noch mindestens einen weiteren Zinsschritt nach unten gehen werden. Der Chef der Finanzaufsicht Bafin, Mark Branson, hatte am Mittwoch gewarnt, dass im Bankensektor die Erträge aus dem Zinsgeschäft voraussichtlich wieder sinken werden.

Ihren Provisionsüberschuss baute die Commerzbank hingegen im ersten Quartal um 6,4 Prozent auf 1,01 Milliarden Euro aus. Hinter dem Anstieg habe unter anderem ein starkes Wertpapiergeschäft gestanden, erklärte das Geldhaus. Angesichts der Konjunkturflaute in Deutschland nahm die Risikovorsorge für Kreditausfälle auf 123 Millionen Euro zu nach 76 Millionen Euro vor Jahresfrist. Das Kreditbuch habe sich aber weiterhin als sehr robust erwiesen. Eine Vielzahl von strukturellen Problemen bremse die deutsche Wirtschaft, erklärte die Commerzbank. Zudem erschwerten höhere US-Zölle deutschen Unternehmen den Zugang zu ihrem wichtigsten Export-Markt.

Die Commerzbank kam im ersten Quartal auf eine
Aufwand-Ertragsquote von 56 Prozent nach 58 Prozent ein Jahr
zuvor. Für das Gesamtjahr peilt Bank-Chefin Orlopp eine Quote
von rund 57 Prozent an.

(Bericht von Frank Siebelt und Tom Sims. Redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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