Washington, 30. Jul (Reuters) - Die US-Notenbank Federal Reserve hält den Leitzins hoch und lässt den Ruf nach einer Lockerung aus dem Weißen Haus verhallen. Die unabhängigen Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell beließen den geldpolitischen Schlüsselsatz am Mittwoch in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. Allerdings gab es bei dem Zinsentscheid zwei Gegenstimmen: Die Direktoren Christopher Waller und Michelle Bowman votierten für eine Senkung um einen Viertelprozentpunkt. Es war das erste Mal seit Dezember 1993, dass zwei Mitglieder des Direktoriums mit Sitz in Washington einer Entscheidung des geldpolitischen Offenmarktausschusses der US-Notenbank formell widersprachen, wie aus Daten der regionalen Notenbank von St. Louis hervorgeht.
Die US-Zentralbank hat am Leitzins, der zentralen Stellschraube zum Justieren der Kreditkosten, in diesem Jahr noch nicht gedreht - sehr zum Leidwesen von US-Präsident Donald Trump, der massive Senkungen fordert. Nur wenige Minuten vor dem Entscheid meldete er sich wieder zu Wort und erklärte, die Zinsen sollten sinken. Trump hat dabei auch eine günstigere Verschuldung des Staates im Auge. Er überzieht den Zentralbankchef immer wieder mit Kritik und legte Powell den Rücktritt nahe.
Trump mache keinen Hehl daraus, dass er eine personelle Neuaufstellung an der Spitze der Notenbank wünsche, sagt der USA-Experte der Förderbank KfW, Stephan Bales: "Diese politische Einflussnahme wirft Schatten auf die geldpolitische Unabhängigkeit und dürfte die Unsicherheit über den Kurs der Fed in den kommenden Monaten erhöhen." Sollten Zweifel daran aufkommen, ob geldpolitische Entscheidungen ökonomisch oder politisch motiviert seien, berge dies erhebliche Risiken für die Märkte und die Stabilität.
Powell hat klargemacht, dass sich die Notenbank beim Festlegen des geldpolitischen Kurses nur an ihrem Mandat orientiert, und zwar Vollbeschäftigung zu fördern und für stabile Preise zu sorgen. Der Fed-Chef hat zugleich signalisiert, dass die Zentralbank keine Eile mit einer Senkung habe. Zunächst will sie sich ein umfassendes Lagebild über die Folgen der von Trump betriebenen Zollpolitik auf Inflation und Arbeitsmarkt verschaffen.
(Büro Washington, geschrieben von Reinhard Becker Redigiert von Scot W. Stevenson Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)