Nachricht


30.07.2025 /19:37:32
FOKUS 2-Iveco wird zerschlagen - Rheinmetall bei Militär-Lkw mit im Boot

*

Lkw-Geschäft geht für 3,8 Mrd Euro an indische Tata



*

Zuschlag für Rüstungssparte für 1,7 Mrd Euro an Leonardo



*

Rheinmetall in exklusiven Gesprächen mit Leonardo über Militär-Lkw





(Neu: Erklärung Rheinmetalls, weitere Aussagen Leonardos, Details)

Mailand/Düsseldorf, 30. Jul (Reuters) - Der italienische
Nutzfahrzeughersteller Iveco wird zerschlagen. Die
Rüstungssparte soll für 1,7 Milliarden Euro an den italienischen
Rheinmetall <RHMG.DE>-Partner Leonardo gehen, mit dem
der Düsseldorfer Konzern bereits beim Bau von Panzern
kooperiert, teilte Iveco am Mittwoch mit. Die Transaktion solle
bis spätestens März 2026 abgeschlossen werden. Rheinmetall will
sich dabei einen wichtigen Teil des Kuchens sichern: Der Konzern
verhandele exklusiv mit Leonardo über die Übernahme des
Iveco-Geschäfts mit Militär-Lkw, teilte er Reuters mit. Der Rest
Ivecos, also das zivile Lkw-Geschäft, wird für 3,8 Milliarden
Euro an den indischen Rivalen Tata Motors verkauft, wie
die Beteiligten erklärten.
Der Iveco-Großaktionär, die Holding Exor <EXOR.AS> der
italienischen Unternehmerfamilie Agnelli, steht hinter dem
Verkauf. Sie will Tata ihre 27 Prozent der Anteile und 43
Prozent der Stimmrechte andienen. Die Iveco-Aktionäre sollen
zunächst eine Sonderausschüttung von 5,50 bis 6,00 Euro je Aktie
für den Verkauf der Rüstungssparte erhalten, Tata überweist dann
14,10 Euro je Aktie für den Rest. An der Mailänder Börse werden
Iveco-Aktien derzeit mit 19 Euro gehandelt.
 
RHEINMETALL SPRICHT BEREITS MIT LEONARDO
 
Leonardo wolle zusammen mit Rheinmetall Möglichkeiten
für eine Zusammenarbeit bei militärischem Gerät ausloten, teilte
der italienische Rüstungskonzern mit. Iveco hatte im Mai
erklärt, sein Rüstungsgeschäft bis Ende des Jahres entweder
abzuspalten oder zu verkaufen. Für die Sparte lagen früheren
Angaben von Insidern zufolge insgesamt drei Angebote vor: Eine
gemeinsame Offerte von Leonardo und Rheinmetall, eine des
französisch-deutschen Panzerbauers KNDS und eine der
Czechoslovak Group (CG). Leonardo machte nun das Rennen - und
verhandelt bereits mit seinem deutschen Partner. "Rheinmetall
führt im Zusammenhang mit der angekündigten Übernahme von Iveco
Defence Vehicles durch Leonardo exklusive Gespräche mit
Leonardo, die eine potentielle Übernahme des
Logistikfahrzeuggeschäfts der heutigen Iveco Defence Vehicles
durch Rheinmetall zum Inhalt haben", erklärte ein
Rheinmetall-Sprecher auf Reuters-Anfrage.
Iveco Defence kommt Leonardo zufolge auf einen Umsatz
von insgesamt 1,1 Milliarden Euro, 47 Prozent davon entfielen
auf Länder Europas exklusive Italiens. Von dort stammten 25
Prozent der Umsätze. Das Geschäft mit Militär-Lkw komme auf
einen Jahresumsatz von knapp einer halben Milliarde Euro. Iveco
Defence beschäftige rund 2000 Menschen. Eines der fünf Werke
steht im baden-württembergischen Ulm.

Rheinmetall bietet bereits eine breite Palette von Lkw-Systemen für militärische Einsätze an und ist in dem Segment stark vertreten. Deshalb könnten auch die Kartellbehörden einen Deal unter die Lupe nehmen. 2024 hatte der Konzern einen Rahmenvertrag mit der Bundeswehr zur Lieferung von Lkw geschlossen: Dabei geht es um bis zu 6500 Lastwagen im Wert von bis zu 3,5 Milliarden Euro. Rheinmetall steuert auch angesichts der Folgen des russischen Überfalls auf die Ukraine und der folgenden Aufrüstung der Armeen westlicher Staaten auf einen rasanten Wachstumskurs.

Mit Leonardo hat der Dax-Konzern bereits ein Gemeinschaftsprojekt zum Bau von Panzern geschmiedet, das milliardenschwere Aufträge des italienischen Heeres erwartet. Rheinmetall-Chef Armin Papperger hatte erklärt, er sehe das Joint Venture als ersten Schritt hin zu einer Konsolidierung der Branche. Die Basis für die neuen Systeme sollen der Kampfpanzer Panther und der Schützenpanzer Lynx von Rheinmetall legen, die Leonardo mit eigener Technik ergänzt.

Iveco war 1975 unter der Führung von Fiat gegründet worden, in dem Unternehmen ging auch die deutsche Magirus Deutz auf. Die heutige Iveco-Gruppe kam zuletzt mit rund 36.000 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 15,3 Milliarden Euro. Das Nutzfahrzeug-Geschäft von Tata und Iveco zusammen kommt auf rund 22 Milliarden Euro.

(Bericht von Matthias Inverardi, Giulio Piovaccari und Alexander Hübner redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.