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Lkw-Geschäft geht für 3,8 Mrd Euro an indische Tata
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Zuschlag für Rüstungssparte für 1,7 Mrd Euro an Leonardo
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Rheinmetall in exklusiven Gesprächen mit Leonardo über Militär-Lkw
(Neu: Erklärung Rheinmetalls, weitere Aussagen Leonardos, Details)
Mailand/Düsseldorf, 30. Jul (Reuters) - Der italienische |
Nutzfahrzeughersteller Iveco wird zerschlagen. Die |
Rüstungssparte soll für 1,7 Milliarden Euro an den italienischen |
Rheinmetall <RHMG.DE>-Partner Leonardo gehen, mit dem |
der Düsseldorfer Konzern bereits beim Bau von Panzern |
kooperiert, teilte Iveco am Mittwoch mit. Die Transaktion solle |
bis spätestens März 2026 abgeschlossen werden. Rheinmetall will |
sich dabei einen wichtigen Teil des Kuchens sichern: Der Konzern |
verhandele exklusiv mit Leonardo über die Übernahme des |
Iveco-Geschäfts mit Militär-Lkw, teilte er Reuters mit. Der Rest |
Ivecos, also das zivile Lkw-Geschäft, wird für 3,8 Milliarden |
Euro an den indischen Rivalen Tata Motors verkauft, wie |
die Beteiligten erklärten. |
Der Iveco-Großaktionär, die Holding Exor <EXOR.AS> der |
italienischen Unternehmerfamilie Agnelli, steht hinter dem |
Verkauf. Sie will Tata ihre 27 Prozent der Anteile und 43 |
Prozent der Stimmrechte andienen. Die Iveco-Aktionäre sollen |
zunächst eine Sonderausschüttung von 5,50 bis 6,00 Euro je Aktie |
für den Verkauf der Rüstungssparte erhalten, Tata überweist dann |
14,10 Euro je Aktie für den Rest. An der Mailänder Börse werden |
Iveco-Aktien derzeit mit 19 Euro gehandelt. |
RHEINMETALL SPRICHT BEREITS MIT LEONARDO |
Leonardo wolle zusammen mit Rheinmetall Möglichkeiten |
für eine Zusammenarbeit bei militärischem Gerät ausloten, teilte |
der italienische Rüstungskonzern mit. Iveco hatte im Mai |
erklärt, sein Rüstungsgeschäft bis Ende des Jahres entweder |
abzuspalten oder zu verkaufen. Für die Sparte lagen früheren |
Angaben von Insidern zufolge insgesamt drei Angebote vor: Eine |
gemeinsame Offerte von Leonardo und Rheinmetall, eine des |
französisch-deutschen Panzerbauers KNDS und eine der |
Czechoslovak Group (CG). Leonardo machte nun das Rennen - und |
verhandelt bereits mit seinem deutschen Partner. "Rheinmetall |
führt im Zusammenhang mit der angekündigten Übernahme von Iveco |
Defence Vehicles durch Leonardo exklusive Gespräche mit |
Leonardo, die eine potentielle Übernahme des |
Logistikfahrzeuggeschäfts der heutigen Iveco Defence Vehicles |
durch Rheinmetall zum Inhalt haben", erklärte ein |
Rheinmetall-Sprecher auf Reuters-Anfrage. |
Iveco Defence kommt Leonardo zufolge auf einen Umsatz |
von insgesamt 1,1 Milliarden Euro, 47 Prozent davon entfielen |
auf Länder Europas exklusive Italiens. Von dort stammten 25 |
Prozent der Umsätze. Das Geschäft mit Militär-Lkw komme auf |
einen Jahresumsatz von knapp einer halben Milliarde Euro. Iveco |
Defence beschäftige rund 2000 Menschen. Eines der fünf Werke |
steht im baden-württembergischen Ulm. |
Rheinmetall bietet bereits eine breite Palette von Lkw-Systemen für militärische Einsätze an und ist in dem Segment stark vertreten. Deshalb könnten auch die Kartellbehörden einen Deal unter die Lupe nehmen. 2024 hatte der Konzern einen Rahmenvertrag mit der Bundeswehr zur Lieferung von Lkw geschlossen: Dabei geht es um bis zu 6500 Lastwagen im Wert von bis zu 3,5 Milliarden Euro. Rheinmetall steuert auch angesichts der Folgen des russischen Überfalls auf die Ukraine und der folgenden Aufrüstung der Armeen westlicher Staaten auf einen rasanten Wachstumskurs.
Mit Leonardo hat der Dax-Konzern bereits ein Gemeinschaftsprojekt zum Bau von Panzern geschmiedet, das milliardenschwere Aufträge des italienischen Heeres erwartet. Rheinmetall-Chef Armin Papperger hatte erklärt, er sehe das Joint Venture als ersten Schritt hin zu einer Konsolidierung der Branche. Die Basis für die neuen Systeme sollen der Kampfpanzer Panther und der Schützenpanzer Lynx von Rheinmetall legen, die Leonardo mit eigener Technik ergänzt.
Iveco war 1975 unter der Führung von Fiat gegründet worden, in dem Unternehmen ging auch die deutsche Magirus Deutz auf. Die heutige Iveco-Gruppe kam zuletzt mit rund 36.000 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 15,3 Milliarden Euro. Das Nutzfahrzeug-Geschäft von Tata und Iveco zusammen kommt auf rund 22 Milliarden Euro.
(Bericht von Matthias Inverardi, Giulio Piovaccari und Alexander Hübner redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)