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Panzerbauer will bis zu 400 Arbeitsplätze retten |
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Alstom-Werk in Görlitz sollte 2026 geschlossen werden |
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Auch andere Rüstungskonzerne werben um Mitarbeiter |
(neu: mehr zu Arbeitsplätzen, Hintergrund) |
Berlin/München, 05. Feb (Reuters) - |
Der deutsch-französische Panzerbauer KNDS übernimmt das vor dem Aus stehende Werk des Bahntechnik-Konzerns Alstom <ALSO.PA> in Görlitz und will gut die Hälfte der 700 Mitarbeiter weiterbeschäftigen. Die beiden Unternehmen besiegelten am Mittwoch die Vereinbarung, nach der KNDS 350 bis 400 der 700 Alstom-Mitarbeiter in der ostsächsischen Stadt direkt übernehmen soll. 75 weitere könnten anderswo bei KNDS unterkommen, 100 will Alstom behalten, aber an anderen Standorten. Für alle anderen werde es sozialverträgliche Lösungen geben. Bundeskanzler Olaf Scholz sieht den Eigentümerwechsel als Beispiel dafür, wie Deutschland seine Rüstungsproduktion ausbaut. "Die Beschaffung (von Waffen) läuft, die Produktion wird hochgefahren, und ein Beispiel dafür ist dieses Werk, das KNDS nun in Görlitz aufbaut", sagte der SPD-Politiker.
KNDS will in Görlitz verschiedene Bauteile und Module für den Kampfpanzer Leopard 2, für den Schützenpanzer Puma und den Radpanzer Boxer bauen und damit noch in diesem Jahr beginnen. In den vergangenen 175 Jahren wurden dort Züge gebaut, Alstom hatte im Herbst aber die Schließung für März 2026 angekündigt. Noch liegen Aufträge für Doppelstockwagen und Straßenbahnen vor, die die Franzosen auch teilweise noch in dem Werk abwickeln wollen. Bis 2027 soll das Werk endgültig an KNDS übergehen. "Nach Jahren der Unsicherheit haben die Beschäftigten endlich Klarheit", sagte der zweite Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Kerner. Die Gewerkschaft habe sich aktiv an der Suche nach einem Investor für Görlitz beteiligt.
Tom Dawidowsky, Zentral- und Nordeuropa-Chef von Alstom, |
sagte, die große Erfahrung der Mitarbeiter in Görlitz in der |
Metallverarbeitung habe den Ausschlag für die Übernahme gegeben. |
"Der Großteil der Mannschaft hat eine sehr gute Zukunft bei |
KNDS." Der aus der deutschen Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und der |
französischen Nexter entstandene Panzerbauer ist nicht der erste |
Rüstungskonzern, der Ausschau nach Mitarbeitern in anderen |
Branchen hält. So hat Rheinmetall <RHMG.DE> 100 Beschäftigten des |
defizitären Bremsenwerks von Continental <CONG.DE> in Gifhorn den |
Wechsel in eine Munitionsfabrik angeboten. Auch der |
Rüstungselektronik-Hersteller Hensoldt <HAGG.DE> will Mitarbeiter |
von Continental und Bosch übernehmen, denen der Verlust |
des Jobs droht. |
Kanzler Scholz bekräftigte seine Forderung nach dem |
Aufbau einer leistungsfähigen Verteidigungswirtschaft in |
Deutschland und Europa. Denn es habe bisher keine dauerhafte |
Produktion selbst der allerwichtigsten Militärgüter gegeben. |
"Das ändern wir, und dazu braucht es eine noch viel engere |
Abstimmung zwischen den Ländern Europas." Statt konkurrierender |
Systeme und Hersteller brauche es eine eng verzahnte |
Rüstungsindustrie in Europa. |
(Bericht von Alexander Hübner und Andreas Rinke, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)