Berlin, 05. Feb (Reuters) - Der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen sieht keine Chance für US-Präsident Donald Trump, seine Ankündigung zu einer Übernahme des Gazastreifens umzusetzen. "Wissen Sie, man kann einen Plan vorlegen", sagte Heusgen am Mittwoch im Reuters-TV-Interview. "Aber ich sehe nicht, wie dieser Plan umgesetzt werden kann. Ich sehe nicht, dass die Palästinenser freiwillig ihre Heimat verlassen. Ich sehe weiter nicht, dass die Länder, die vom amerikanischen Präsidenten als Aufnahmeländer gesehen werden, dass die das akzeptieren", fügte der frühere deutsche Top-Diplomat hinzu. Sowohl Ägypten als auch Jordanien hätten dies ebenso kategorisch abgelehnt wie Saudi-Arabien. "Also von daher sehe ich nicht, wie Präsident Trump seine Pläne umsetzen will. Und per Zwang wird es auch nicht gehen", sagte Heusgen mit Blick auf einen möglichen Einsatz von US-Militär, den Trump nicht ausgeschlossen hatte.
Man sei vom US-Präsidenten einiges gewohnt. "Das hat jetzt nochmal eine neue Dimension", betonte der MSC-Chef. Allerdings komme der Vorstoß nicht wirklich überraschend. "Denn sein Schwiegersohn hat das schon vage im letzten Jahr angekündigt, als er hingewiesen hat auf die wunderbare Immobilienlage und dass man im Gazastreifen ja tolle Villen bauen könnte mit Blick aufs Mittelmeer", sagte er in Anspielung auf Trumps Schwiegersohn Jared Kushner.
Heusgen, der die kommende Woche in München stattfindende Sicherheitskonferenz leitet, forderte die Bundesregierung und die Europäer auf, klar Stellung zu beziehen. "Wir sehen schon, dass diese Nachkriegs-Weltordnung ins Wanken gerät durch immer stärkere Angriffe auf die Charta der Vereinten Nationen, auf die allgemeine Erklärung der Menschenrechte, auf die Resolution des Sicherheitsrates, die rechtlich verbindlich sind", warnte er. Man brauche sicher nicht über jedes Stöckchen zu springen, das der US-Präsident hinhalte. Dieser habe schon viele Vorschläge gemacht, die er am nächsten Tag wieder vergessen habe. "Aber ich kann nur raten, wir müssen prinzipientreu bleiben. Wenn wir das nicht tun, dann zerstören wir das Fundament, auf dem das Nachkriegs-Deutschland aufgebaut ist. "Das müssen wir immer wieder betonen, auch in Gesprächen mit der neuen amerikanischen Administration."
(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)