Nachricht
26. Apr (Reuters) - Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky steigt über seine Gesellschaft EPGC bei der Stahlsparte des Industriekonzerns Thyssenkrupp <TKAG.DE> ein. Zunächst beteiligt er sich mit 20 Prozent - Ziel ist aber "die Bildung eines gleichberechtigten 50/50-Joint Ventures". Der 1975 in Brünn geborene studierte Jurist und Investor, dessen Vermögen nach früheren Angaben von "Forbes" auf 9,7 Milliarden Dollar geschätzt wird, ist in Deutschland kein Unbekannter. Es folgt eine Übersicht über sein Firmenimperium.
EPH
Die Gruppe, an der Kretinsky 50 Prozent plus eine Aktie hält, besteht aus mehr als 70 Firmen aus dem Bereich Energie. Zusammen erzielten diese 2023 EPH zufolge einen Umsatz von 24,2 Milliarden Euro - und einen Gewinn von 4,7 Milliarden Euro. EPH kontrollierte 2023 laut Website Kraftwerke mit einer Kapazität von rund 14 Gigawatt. Die Gesellschaft hält eine Mehrheit oder große Anteile an Geschäften mit Braunkohle, Gas, Erneuerbarer Energie und Atomkraftwerken unter anderem in Tschechien, Großbritannien, Italien und der Slowakei. In der Slowakei gehören auch der Gaspipeline-Betreiber Eustream und Gasspeicher dazu. In Deutschland zählen Beteiligungen an den ostdeutschen Braunkohleverstromern Mibrag und LEAG zu Kretinskys Reich.
HANDEL
Hierzulande hält Kretinsky über seine EPGC 49,99 Prozent der Stimmrechte an dem Lebensmittelgroßhändler Metro <B4B.DE>. In Frankreich hat sich ein Konsortium unter seiner Führung das Sagen bei der Kette Casino <CASP.PA> gesichert. Beteiligt ist er dort über seinen Investmentarm VESA Equity mit knapp 30 Prozent auch am Elektronikhändler Fnac Darty <FNAC.PA>. Hinzu kommen Beteiligungen an dem US-Sportartikelkonzern Foot Locker <FL.N> und rund zehn Prozent an der britischen Supermarktkette Sainsbury's.
MEDIEN
Die International Media Invest (IMI), eine Tochter von Kretinskys Czech Media Invest (CMI), hat im vergangenen Jahr die französische Verlagsgruppe Editis übernommen. CMI ist in Tschechien unter anderem an mehreren Tageszeitungen beteiligt, in Frankreich an diversen Titeln wie "Elle" und "Marianne". Sein Investmentarm VESA hält nach eigenen Angaben über fünf Prozent an dem Fernsehsender TF1.
LOGISTIK
Auch in dieser Branche schmiedet Kretinsky ein Imperium. Zuletzt griff er nach der Mutter-Gesellschaft der britischen Royal Mail, der International Distributions Services. Der über die Vesa Equity Investment mit einem Anteil von 27 Prozent an IDS beteiligte Milliardär wollte die Gesellschaft komplett schlucken, die wies die Offerte indes ab. Zu IDS gehört neben der mit den Folgen sinkender Briefmengen kämpfenden Royal Mail der Paket-Dienst und DHL <DHLn.DE>-Konkurrent GLS. An der niederländischen PostNL <PTNL.AS> hält Vesa nach eigenen Angaben einen Anteil von knapp 30 Prozent. Beteiligt ist das Investment-Vehikel auch am französischen Briefdienstleister Quadient.
FUSSBALL
Kretinsky hält 27 Prozent der Anteile an dem englischen Premier-League-Fußball-Club West Ham United. Zudem ist er Eigentümer des tschechischen Spitzenclubs Sparta Prag.
(Zusammengestellt von Laura Lenkiewicz, Diana Mandiá, Jan Lopatka, Jason Hovet, Tom Käckenhoff und Matthias Inverardi, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)