*
Vermögenswerte von rund 95 Millionen Euro betroffen |
*
Commerzbank will Richterbeschluss nicht kommentieren |
*
Bank will weitere Entwicklung in Russland genau verfolgen |
(Neu: Reaktion Commerzbank) |
Moskau/Frankfurt, 20. Jun (Reuters) - Ein Gericht in |
Russland hat Vermögenswerte der Commerzbank <CBKG.DE> im Wert von |
rund 95 Millionen Euro einem russischen Unternehmen als |
Schadenersatz zugesprochen. Wie aus Gerichtsunterlagen |
hervorgeht, steht im Hintergrund der geplante Bau einer |
Gasverarbeitungsanlage in Ust-Luga im Nordwesten Russlands durch |
den amerikanisch-deutschen Industriegasekonzern |
Linde <LIN.DE> <LIN.O>. Auftraggeber von Linde war die Firma |
RusChemAlliance, die zur Hälfte dem staatlichen russischen |
Energieriesen Gazprom <GAZP.MM> gehört. An der Finanzierung des |
Projekts war die Commerzbank als ein Garantiegeber beteiligt |
gewesen. Der Vertrag platzte aber aufgrund der westlichen |
Sanktionen. |
Die Commerzbank erklärte, sie äußere sich nicht zu laufenden Verfahren und Kundenverbindungen. Die Bank habe seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine ihre Geschäftsaktivitäten in Russland erheblich eingeschränkt. Sie habe zudem ihr Risiko sowie ihre Kundenbeziehungen reduziert und ihr Neugeschäft eingestellt. ?Die Commerzbank Eurasija arbeite im Rahmen gesetzlicher und regulatorischer Anforderungen. "?Natürlich halten wir uns an Sanktionen und verfolgen die weitere Entwicklung sehr genau", erklärte die Bank.
Die in St. Petersburg ansässige RusChemAlliance hat neben der Commerzbank noch weitere westliche Banken, darunter auch die Deutsche Bank <DBKGn.DE>, auf Entschädigungszahlungen verklagt. Bei dem geplatzten Gasverarbeitungsprojekt war auch die italienische Großbank Unicredit involviert. Fast alle betroffenen Vermögenswerte sind bereits gerichtlich beschlagnahmt worden.
Russland antwortet auf die Sanktionen, die westliche Länder wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine verhängt haben, zunehmend mit Vergeltungsmaßnahmen. Zahlreiche Unternehmen mussten die Beschlagnahmung oder Pfändung von Vermögenswerten hinnehmen, neue Manager wurden bei den russischen Tochtergesellschaften eingesetzt. Firmen, die sich aus Russland zurückziehen, müssen ihre Geschäfte zum Teil zu erheblichen Preisnachlässen an russische Unternehmen verkaufen. Oft wird nur ein symbolischer Rubel gezahlt.
Die Europäische Zentralbank (EZB) macht auf Geldhäuser im Euroraum schon seit einiger Zeit Druck, ihre Engagements in Russland einzudampfen. Laut EZB-Chefbankenaufseherin Claudia Buch hat die Aufsicht alle Institute mit bedeutenden Engagements in dem Land aufgefordert, den Abbau von Risiken zu beschleunigen. Die Geldhäuser sollen klare Fahrpläne für die Verkleinerung ihrer Geschäfte in Russland und den Rückzug aus dem russischen Markt aufstellen.
(Bericht von Elena Fabrichnaya, Alexander Marrow, Frank Siebelt Redigiert von Ralf Banser Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)