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12.06.2024 /16:41:55
TOP-THEMA-Leichte Entspannung an der US-Preisfront - Zinswende im September?

(neu: Wall Street, Experten, Hintergrund)

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Inflationsrate sinkt im Mai auf 3,3 Prozent

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Experten hatten 3,4 Prozent erwartet

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Märkte spekulieren auf Zinswende im September

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Wall Street nach Inflationsdaten im Aufwind

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Notenbank dürfte am Mittwochabend (MEZ) Füße still halten
 
- von Lucia Mutikani
Washington/Berlin, 12. Jun (Reuters) -

Die US-Inflation hat im Mai überraschend weiter nachgelassen und lässt die Finanzwelt auf eine Zinswende im September hoffen. Die Teuerungsrate sank auf 3,3 Prozent von 3,4 Prozent im April, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch mitteilte. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit einer Stagnation auf dem Vormonatsniveau gerechnet. Von April auf Mai blieben die Preise unverändert. Experten hatten hier mit einem Zuwachs von 0,1 Prozent gerechnet.

Die Notenbank Federal Reserve gibt am Abend (20.00 MESZ) ihre Entscheidung über den Leitzins bekannt. Sie stemmt sich mit einer Hochzinspolitik gegen die Teuerung und strebt eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell haben bei der Inflationsentwicklung auch die sogenannte Kernrate im Blick, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden. Diese Kennziffer sank im Mai auf 3,4 Prozent, nach 3,6 Prozent im April. Dies ist die niedrigste Kernrate seit April 2021. "Die Daten sind für die Fed zwar eine willkommene Nachricht, sie wird aber mit einer ersten Zinssenkung noch länger abwarten, um sich sicher zu sein, dass die Inflation unter Kontrolle ist", so die Einschätzung der Commerzbank-Experten Christoph Balz und

Bernd Weidensteiner.

Auch viele andere Beobachter erwarten, dass die Notenbanker vorerst die Füße stillhalten und den Leitzins zunächst in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent belassen werden. Zugleich bestärkten die jetzigen Inflationsdaten die Finanzwelt in der Annahme, dass die erste Zinssenkung auf der Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC) am 18. September über die Bühne gehen wird. Weitere Hinweise erhoffen sich die Investoren von der Pressekonferenz Powells am Abend. Timo Emden vom Analysehaus Emden Research zeigte sich vorsichtig: "Es besteht immer noch das Risiko, dass der Fed-Chef den jüngsten Zinsfantasien wieder einen Strich durch die Rechnung macht."

Der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, erwartet,
dass Powell Bereitschaft für Zinssenkungen grundsätzlich zu
erkennen geben wird, allerdings den Zeitpunkt für solch einen
Schritt noch nicht als reif genug erachten wird. Die Fed werde
also weiterhin datenabhängig agieren. "Sollte in der zweiten
Jahreshälfte die Inflationsrate unter drei Prozent fallen und
sich gleichzeitig die US-Wirtschaft wesentlich schwächer
präsentieren, könnte die Fed Zinssenkungen vollstrecken",
prophezeit der Experte.
 
WALL STREET IM AUFWIND
Der überraschende Rückgang der Inflation gab der Wall
Street Auftrieb. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte
notierte zur Eröffnung 0,8 Prozent fester bei 39.046 Punkten.
Der breiter gefasste S&P 500 <.SPX> rückte um gut ein Prozent auf
5436 Zähler vor. Der Index der Technologiebörse Nasdaq <.IXIC>
kletterte um 1,7 Prozent auf 17.630 Stellen.

"Der Rückgang der Preise an den Zapfsäulen hat im Mai die Inflationsrate merklich gedämpft, dies dürfte sich im Juni wiederholen", sagte LBBW-Ökonom Dirk Chlench und fügte hinzu: "Es gibt Entspannung an der Preisfront. Vor diesem Hintergrund dürfte die US-Notenbank im weiteren Jahresverlauf zweimal ihre Leitzinsen senken."

(Geschrieben von Reinhard Becker, René Wagner, Klaus Lauer und Zuzanna Szyma?ska; redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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