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26.06.2024 /01:00:22
FOKUS 2-VW sucht Software-Hilfe bei Rivian - Milliardeninvestition

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VW will bis zu fünf Milliarden Dollar investieren

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Gemeinschaftsunternehmen für Auto-Software geplant

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Vorstandschef Blume will mehr Tempo bei Entwicklung

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Elektroauo-Start-up tief in roten Zahlen
 
(neu: weitere Details)
München/San Francisco, 26. Jun (Reuters) -
V olkswagen <VOWG_p.DE> sucht bei der Entwicklung der nächsten
Generation von Auto-Software Hilfe bei dem angeschlagenen
US-Elektrofahrzeugbauer Rivian <RIVN.O> und nimmt dafür bis zu
fünf Milliarden Dollar in die Hand. Der Wolfsburger Autobauer
und Rivian wollen dazu ein Gemeinschaftsunternehmen gründen, das
beiden zu gleichen Teilen gehört. Ziel der Partnerschaft sei es,
die Software-Pläne von Volkswagen zu beschleunigen, teilte das
Unternehmen am Dienstagabend mit. Künftig solle die Entwicklung
für das Software Defined Vehicle in dem neuen Joint Venture mit
Rivian gebündelt werden, sagte ein VW-Sprecher. Damit liegt das
Projekt nicht mehr alleine in der Hand der Software-Tochter
Cariad, die zuletzt eher mit Verspätungen auf sich aufmerksam
machte und umgebaut wird.

Grundlage für die Software künftiger Elektroauto-Modelle soll die Technologie von Rivian sein, hieß es weiter. "Diese wird in den Fahrzeugen beider Unternehmen zum Einsatz kommen", die noch vor dem Jahr 2030 auf den Markt kommen sollen, erklärte VW. "Durch unsere Zusammenarbeit werden wir die besten Lösungen schneller und zu geringeren Kosten in unsere Fahrzeuge bringen", sagte Volkswagen-Chef Oliver Blume. Die Software solle künftig für Fahrzeuge von Rivian und des gesamten VW-Konzerns genutzt werden, auch für die neue Elektroautomarke Scout in den USA. Es bedeute aber nicht das Ende von Cariad, betonte Blume.

Damit reagieren die Wolfsburger auf die anhaltenden Schwierigkeiten bei der Software-Tochter Cariad. Der ehemalige VW-Chef Herbert Diess hatte große Softwarepläne mit Cariad, doch das Projekt machte eher mit Problemen und Verzögerungen auf sich aufmerksam. Weil die Software für die Luxusplattform PPE nicht rechtzeitig fertig geworden war, mussten die Töchter Audi und Porsche <P911_p.DE> die Einführung neuer Modelle um mehrere Jahre verschieben. Als ein Problem wird die komplizierte Software-Architektur der Wolfsburger genannt. Für die Software für die neuen Elektroautos auf der SSP-Plattform soll nun das Gemeinschaftsunternehmen mit Rivian für Abhilfe sorgen.

RIVIAN BRAUCHT GELD FÜR NEUE AUTOPROJEKTE

Der Wolfsburger Autokonzern investiert bis zu drei Milliarden Euro in Rivian. Für den Elektroautobauer ist das eine dringend nötige Geldspritze: Wie andere Startups leidet das Unternehmen an der derzeitigen Schwäche auf dem Elektroautomarkt, Rivian verliert mit jedem verkauften Auto fast 40.000 Dollar. Zuletzt hatte das Unternehmen die Produktion gedrosselt, um zu sparen. Mit dem Geld von VW will Rivian die Entwicklung des billigeren und kleineren R2-Geländewagens finanzieren, der 2026 auf den Markt kommen soll, wie Vorstandschef RJ Scaringe Reuters sagte. Entsprechend positiv wurde die Nachricht am Aktienmarkt aufgenommen. Die Rivian-Aktien schnellten im nachbörslichen Handel um etwa 50 Prozent nach oben, der Börsenwert stieg damit um fast sechs Milliarden Dollar. "Jede Geld-Infusion wie das ist gewaltig", sagte Vitaly Golomb, Partner beim Rivian-Investor Mavka Capital. "Wenn sie die Unterstützung der Volkswagen-Gruppe erhalten, dann stärkt das ihre Geschichte in Richtung Europa und letztlich in Richtung Asien."

In einem ersten Schritt zeichnet VW eine Wandelanleihe
über eine Milliarde Dollar, die frühestens im Dezember in
Rivian-Aktien umgetauscht werden soll. 2025 und 2026 will
Volkswagen je eine weitere Milliarde Dollar in Rivian-Aktien
stecken. Für das Joint Venture selbst gibt Volkswagen bis zu
zwei Milliarden Dollar aus, ein Teil davon wird bei dessen
Gründung, die für Ende 2024 geplant ist, für die Lizenzierung
der Rivian-Software fällig.

(Bericht von Christina Amann, Alexander Hübner in München und Abhirup Ron in San Francisco, redigiert von Birgit Mittwollen und Alexandra Falk. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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