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Wichtiges Inflationsmaß für Fed am Freitag erwartet |
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Angst vor Rechtsruck in Frankreich |
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Analystenkommentar stützt Immobilienwerte |
(neu: Schlusskurse) |
Frankfurt, 27. Jun (Reuters) - Der ungewisse Zinskurs in |
den USA und die anstehenden Neuwahlen in Frankreich machen die |
europäischen Anleger mürbe. Nach einem zähen Handel schloss der |
Dax <.GDAXI> am Donnerstag 0,3 Prozent höher bei 18.210 Punkten, |
während der EuroStoxx50 <.STOXX50E> rund 0,3 Prozent abgab. |
"Alles in allem bleibt der Risikoappetit niedrig und die |
Kursschwankungen steigen angesichts der Unsicherheitsfaktoren an |
mehreren Fronten, was es für die Anleger schwer macht, das |
Gesamtbild zu erkennen", sagte Analyst Pierre Veyret vom Broker |
ActivTrades. Die Angst, dass die KI-getriebene Rally in den USA |
bald zu Ende gehen könnte, nehme zu, sagte Portfolio-Manager |
Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Die |
Kursanstiege würden von immer weniger Aktien getragen. "Solche |
Entwicklungen haben in der Vergangenheit häufig auf eine späte |
Phase der Rally hingedeutet und waren entsprechend Vorbote einer |
Trendwende", sagte Altmann. |
Die US-Indizes bewegten sich am Donnerstag bis zum Handelsende in Europa in engen Handelsspannen leicht im Plus. Chiphersteller Micron <MU.N> reichte mit seinen Umsatzprognosen nicht an die hochgesteckten Erwartungen der Anleger heran. Auch enttäuschende Zahlen der Drogeriekette Walgreens Bootes Alliance <WBA.O> trübten die Stimmung.
Vor den am Freitag anstehenden wichtigen US-Inflationsdaten wolle sich kein Anleger in großem Stil engagieren, sagte Fiona Cincotta vom Handelshaus City Index. Zum Wochenschluss wird der Preisindex der persönlichen Konsumausgaben und damit das von der US-Notenbank Fed favorisierte Inflationsmaß veröffentlicht. Die US-Wirtschaft ist unterdessen zu Jahresbeginn etwas stärker gewachsen als gedacht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im ersten Quartal auf das Jahr hochgerechnet um 1,4 Prozent zu und damit etwas mehr als in ersten Schätzungen. Der Dollar geriet nach den Daten ins Hintertreffen. Der Dollar-Index <.DXY> fiel um 0,2 Prozent auf 105,86 Punkte.
Am Anleihemarkt trennten sich Investoren von französischen Schuldtiteln. Im Gegenzug stieg die Rendite der zehnjährigen Staatsbonds <FR10YT=RR> mit 3,278 Prozent auf ein Zwei-Wochen-Hoch. Die Angst vor einem Rechtsruck bei den Wahlen und damit vor einer neuen Schulden- und Eurokrise trieb die Anleger um. Die rechtsgerichtete Partei Rassemblement National von Marine Le Pen mache teure Wahlversprechen, die sich das Land eigentlich nicht leisten könne, urteilte Jürgen Molnar von RoboMarkets.
Größter Dax-Gewinner waren die Aktien des Flugzeugzulieferers MTU Aero Engines <MTXGn.DE> mit einem Aufschlag von 5,6 Prozent, gefolgt von Siemens <SIEGn.DE> mit einem Plus von 2,4 Prozent. Aktienanleger griffen nach einem positiven Analystenkommentar der Deutschen Bank auch bei Immobilientiteln zu. Vonovia <VNAn.DE>, Aroundtown <AT1.DE>, TAG Immobilien <TEGG.DE> und LEG Immobilien <LEGn.DE> stiegen zwischen 1,5 und 4,7 Prozent.
An der Börse in Stockholm sackten H&M-Papiere um knapp 13 Prozent ab. Der Betriebsgewinn lag von März bis Mai leicht unter den Analystenschätzungen, zudem erwartet der Modehändler im Juni wegen des ungünstigen Wetters einen Umsatzrückgang um sechs Prozent.
Rund fünf Prozent abwärts ging es auch für GSK. Die Empfehlung der US-Gesundheitsbehörde CDC zu einem nur begrenztem Einsatz von RSV-Impfstoffen setzte die Papiere des britischen Pharmakonzerns unter Druck. Für GSK könnte das die Geschäftserwartungen für seinen Impfstoff Arexvy dämpfen.
(Bericht von Anika Ross, Daniela Pegna, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)