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06.05.2024 /18:37:21
FOKUS 3-Zinshoffnungen treiben Europas Börsen an

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US-Arbeitsmarktdaten hallen nach

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Preiserhöhungen und Nahost-Sorgen schieben Ölpreis an

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Verlust bei PostNL drückt Aktien ins Minus

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Anleger halten Abstand bei Biontech
 
(Neu: Schlusskurse, Varta)
Frankfurt, 06. Mai (Reuters) - Die Aussicht auf
Zinssenkungen der großen Notenbanken lässt Anleger in Europa
wieder verstärkt zu Aktien greifen. Der Dax <.GDAXI> zog am
Montag um ein Prozent auf 18.175 Punkte an; der
EuroStoxx50 <.STOXX50E> kletterte um 0,7 Prozent auf 4957 Zähler.
Auch an der Wall Street stiegen die drei wichtigsten
US-Aktien-Indizes und bauten damit ihre Gewinne aus der Vorwoche
aus. "Der Optimismus in Sachen Zinswende ist zurück", sagte
Konstantin Oldenburger, Analyst beim Broker CMC Markets.

Die Aktienmärkte profitierten dabei weiter von überraschend schwachen US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag. In den USA sind im April deutlich weniger Stellen geschaffen worden als erwartet, was die Hoffnungen auf sinkende Zinsen an den Börsen wiederbelebte. "Die Daten zeugen von einem Arbeitsmarkt, der zwar immer noch angespannt ist, aber nicht mehr so heiß ist wie noch vor ein oder zwei Jahren", so die Ökonomen von Wells Fargo. "Dies sollte einen weiteren Rückgang der Inflation im Laufe des Jahres unterstützen, selbst wenn die Verbesserung nur nach und nach voranschreitet." Seit Jahresbeginn hatten sich die Erwartungen an eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed an den Börsen merklich abgekühlt.

Unterstützt wurde die positive Stimmung durch Kommentare mehrerer Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB), denen zufolge die jüngsten Wirtschaftsdaten aus der Euro-Zone für eine baldige Abkehr von der Hochzinspolitik sprechen. Laut Litauens Notenbank-Chef Gediminas Simkus wird es dieses Jahr wohl nicht nur bei einem Schritt nach unten im Juni bleiben, wie das EZB-Ratsmitglied am Montag auf einer Finanzkonferenz in Litauens Hauptstadt Vilnius sagte. EZB-Chefvolkswirt Philip Lane merkte unterdessen in einem Zeitungsinterview an, dass die Argumente für eine Lockerung der Geldpolitik stärker werden.

ÖLPREISE ZIEHEN ERNEUT AN

Zu den größten Branchengewinnern gehörte unterdessen der Energiesektor <.SXEP>. Treiber waren vor allem die wieder steigenden Ölpreise, angeheizt durch Preiserhöhungen in Saudi-Arabien und die schwindenden Hoffnungen auf eine Feuerpause in Gaza. Die Nordsee-Sorte Brent und die US-Sorte WTI <CLc1> verteuerten sich um jeweils knapp ein Prozent auf 83,48 und 78,66 Dollar pro Barrel (159 Liter).

Der wichtige Ölproduzent Saudi-Arabien hatte die Preise für Asien, Nordwesteuropa und den Mittelmeerraum für den Monat Juni angehoben und damit die Erwartung einer starken Nachfrage signalisiert. Zudem nahmen die Sorgen rund um die Lage im Nahen Osten zu. "Berichte, dass Israel seine Militäreinsätze auf Rafah ausdehnen will, bergen die Gefahr, dass ein potenzielles Waffenruheabkommen scheitert", sagte IG-Analyst Tony Sycamore.

POSTNL VERSCHRECKT ANLEGER MIT ROTEN ZAHLEN

Bei den Einzelwerten vergraulte die niederländische PostNL <PTNL.AS> Anleger mit einem überraschend hohen Quartalsverlust. Die Titel büßten in Amsterdam rund vier Prozent ein. Der Deutsche-Post <DHLn.DE>-Konkurrentin machten höhere Löhne, die steigende Beliebtheit von Spartarifen mit einem späteren Zustelldatum und ein erhöhter Krankenstand zu schaffen. In Ihrem Sog rutschten die Ex-Dividende gehandelten Papiere der Deutschen Post mit einem Kursverlust von mehr als drei Prozent ans Dax-Ende.

Abstand nahmen Anleger zunächst vom Mainzer Biotechkonzern Biontech <22UAy.DE> <BNTX.O>. Die Titel gaben um bis zu sieben Prozent nach, nachdem das weggebrochene Corona-Geschäft und höhere Forschungskosten dem Konzern im ersten Quartal einen Verlust eingebrockt haben. Im Handelsverlauf machten die Titel allerdings einen Großteil der Verluste wieder wett. Um knapp fünf Prozent zogen dagegen die Titel von Varta <VAR1.DE> an. Der angeschlagene Batteriehersteller hat den Sanierungsexperten Michael Ostermann zum neuen Vorstandschef berufen.

Auf Achterbahnfahrt gingen unterdessen die Titel des französischen IT-Konzerns Atos <ATOS.PA>. Die Titel schossen zunächst um mehr als zehn Prozent in die Höhe, bevor sie um bis zu sechs Prozent in die Tiefe rauschten. Das kriselnde IT-Unternehmen bestätigte, dass es vier verschiedene Angebote von Investoren zur Umstrukturierung seiner Schulden erhalten habe. Die Sanierung werde die Eigentümer-Struktur aber voraussichtlich radikal verändern und die damit einhergehende Kapitalerhöhung den Anteil der bisherigen Aktionäre massiv verwässern, warnte die hoch verschuldete französische Firma.

(Bericht von Stefanie Geiger, Zuzanna Szymanska; redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)



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