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03.07.2024 /14:47:31
FOKUS 2-Nach Veto gegen Verkauf - VW stellt Gasturbinen-Bau ein

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Gasturbinen von MAN Energy dürfen nicht nach China gehen

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Bundesregierung fürchtet Einsatz für militärische Zwecke

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Insider: VW will Gasturbinen-Entwicklung nun einstellen
 
(neu: MAN Energy Solutions)
Berlin, 03. Jul (Reuters) - Die
Volkswagen <VOWG_p.DE>-Tochter MAN Energy Solutions will den Bau
und die Entwicklung von Gasturbinen nach dem Veto des Bundes
gegen den Verkauf der Sparte nach China einstellen. "Wir
respektieren die Entscheidung der Bundesregierung", erklärte ein
Sprecher des Augsburger Unternehmens am Mittwoch. MAN Energy
werde die Neuentwicklung von Gasturbinen in den kommenden
Monaten abwickeln. Die profitable Wartung soll dagegen erhalten
bleiben. Die MAN-Energy-Sparte umfasst insgesamt 100 Mitarbeiter
in Oberhausen und Zürich. Das Bundeskabinett hatte den geplanten
Verkauf an die chinesische CSIC Longjiang GH Gas Turbine Co
(GHGT) mit Verweis auf das Außenwirtschaftsgesetz untersagt. Sie
befürchtet, dass China die Gasturbinen nicht für zivile Zwecke,
sondern auch zum Antrieb von Kriegsschiffen verwenden könnte.
GHGT gehört zum Werftenkonzern China State Shipbuilding
Corp (CSSC), der auch Schiffe für die chinesische Marine baut.
China will seine Flotte - die größte der Welt - modernisieren.
Nach dem Außenwirtschaftsgesetz kann die Bundesregierung
Verkäufe ins Nicht-EU-Ausland untersagen, wenn diese die
nationale Sicherheit gefährden könnten. Wirtschaftsminister
Robert Habeck (Grüne), dessen Haus das Verbot vorgeschlagen
hatte, verteidigte die Entscheidung: Grundsätzlich seien
Investitionen in Deutschland willkommen, die Wirtschaft lebe vom
Handel. Technik, die für die öffentliche Ordnung wichtig sei,
müsse aber geschützt werden. Deshalb sei die Transaktion
untersagt worden. "Und das ist auch richtig so." Innenministerin
Nancy Faeser (SPD) nannte in Berlin "sicherheitspolitische
Gründe".
Die Gasturbinen von MAN Energy werden zur
Energiegewinnung oder zum Antrieb von Pipelines eingesetzt.
Volkswagen hatte noch versucht, die Bedenken der Bundesregierung
auszuräumen. Insidern zufolge hatte der Konzern Gutachten
vorgelegt, die die Einsetzbarkeit der MAN-Gasturbinen oder der
zugrundeliegenden Technologie als Antrieb von Kriegsschiffen
widerlegen sollten. Grundsätzlich wären diese dafür deutlich
effizienter als die gebräuchlichen Dieselmotoren. Für zivile
Zwecke liefert MAN Energy seit langem Gasturbinen nach China.
 
MAN Energy Solutions mit seinen 14.000 Mitarbeitern
gehörte ursprünglich zu MAN, war aber im Zuge der Fusion von
Scania und MAN zur Lkw-Holding Traton <8TRA.DE> direkt auf
Volkswagen übergegangen und soll mindestens bis 2026 Teil des
Wolfsburger Konzerns bleiben. Das Unternehmen produziert unter
anderem große Diesel- und Gasmotoren für Schiffe und Kraftwerke,
die etwa zur Erzeugung von Strom und Fernwärme verwendet werden.

(Bericht von Andreas Rinke, Christian Krämer und Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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