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Gasturbinen von MAN Energy dürfen nicht nach China gehen |
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Bundesregierung fürchtet Einsatz für militärische Zwecke |
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Insider: VW will Gasturbinen-Entwicklung nun einstellen |
(neu: MAN Energy Solutions) |
Berlin, 03. Jul (Reuters) - Die |
Volkswagen <VOWG_p.DE>-Tochter MAN Energy Solutions will den Bau |
und die Entwicklung von Gasturbinen nach dem Veto des Bundes |
gegen den Verkauf der Sparte nach China einstellen. "Wir |
respektieren die Entscheidung der Bundesregierung", erklärte ein |
Sprecher des Augsburger Unternehmens am Mittwoch. MAN Energy |
werde die Neuentwicklung von Gasturbinen in den kommenden |
Monaten abwickeln. Die profitable Wartung soll dagegen erhalten |
bleiben. Die MAN-Energy-Sparte umfasst insgesamt 100 Mitarbeiter |
in Oberhausen und Zürich. Das Bundeskabinett hatte den geplanten |
Verkauf an die chinesische CSIC Longjiang GH Gas Turbine Co |
(GHGT) mit Verweis auf das Außenwirtschaftsgesetz untersagt. Sie |
befürchtet, dass China die Gasturbinen nicht für zivile Zwecke, |
sondern auch zum Antrieb von Kriegsschiffen verwenden könnte. |
GHGT gehört zum Werftenkonzern China State Shipbuilding |
Corp (CSSC), der auch Schiffe für die chinesische Marine baut. |
China will seine Flotte - die größte der Welt - modernisieren. |
Nach dem Außenwirtschaftsgesetz kann die Bundesregierung |
Verkäufe ins Nicht-EU-Ausland untersagen, wenn diese die |
nationale Sicherheit gefährden könnten. Wirtschaftsminister |
Robert Habeck (Grüne), dessen Haus das Verbot vorgeschlagen |
hatte, verteidigte die Entscheidung: Grundsätzlich seien |
Investitionen in Deutschland willkommen, die Wirtschaft lebe vom |
Handel. Technik, die für die öffentliche Ordnung wichtig sei, |
müsse aber geschützt werden. Deshalb sei die Transaktion |
untersagt worden. "Und das ist auch richtig so." Innenministerin |
Nancy Faeser (SPD) nannte in Berlin "sicherheitspolitische |
Gründe". |
Die Gasturbinen von MAN Energy werden zur |
Energiegewinnung oder zum Antrieb von Pipelines eingesetzt. |
Volkswagen hatte noch versucht, die Bedenken der Bundesregierung |
auszuräumen. Insidern zufolge hatte der Konzern Gutachten |
vorgelegt, die die Einsetzbarkeit der MAN-Gasturbinen oder der |
zugrundeliegenden Technologie als Antrieb von Kriegsschiffen |
widerlegen sollten. Grundsätzlich wären diese dafür deutlich |
effizienter als die gebräuchlichen Dieselmotoren. Für zivile |
Zwecke liefert MAN Energy seit langem Gasturbinen nach China. |
MAN Energy Solutions mit seinen 14.000 Mitarbeitern |
gehörte ursprünglich zu MAN, war aber im Zuge der Fusion von |
Scania und MAN zur Lkw-Holding Traton <8TRA.DE> direkt auf |
Volkswagen übergegangen und soll mindestens bis 2026 Teil des |
Wolfsburger Konzerns bleiben. Das Unternehmen produziert unter |
anderem große Diesel- und Gasmotoren für Schiffe und Kraftwerke, |
die etwa zur Erzeugung von Strom und Fernwärme verwendet werden. |
(Bericht von Andreas Rinke, Christian Krämer und Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)