Nachricht


04.07.2024 /12:43:15
SPOTANALYSE-Ökonomen zu vorläufigen EU-Strafzöllen auf chinesische E-Autos

Berlin, 04. Jul (Reuters) - Begleitet von viel Kritik aus Deutschland erhebt die EU-Kommission ab Freitag vorläufige Strafzölle auf Importe von Elektroautos aus China. "Die Ausgleichszölle gelten ab dem 5. Juli für eine Dauer von höchstens vier Monaten", teilte die Brüsseler Behörde am Donnerstag mit. Die Kommission hatte am 12. Juni die Zollaufschläge auf den bisher geltenden Satz von zehn Prozent angekündigt und mit hohen Subventionen der chinesischen Regierung für die E-Autoproduktion über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg begründet. Das schaffe einen unfairen Vorteil gegenüber der europäischen Autoindustrie und gefährde deren erfolgreiche Umstellung auf E-Antrieb.

Im Vergleich zur ersten Ankündigung reduzierte die EU-Kommission den höchsten Aufschlag leicht auf 37,6 Prozent von ursprünglich 38,1 Prozent und reagierte damit auf Einwände gegen ihre Berechnung. Ökonomen sagten dazu in ersten Reaktionen:

GABRIEL FELBERMAYR, DIREKTOR DES WIFO-INSTITUTS:

"Die EU setzt sich mit den Ausgleichszöllen für das multilaterale Handelssystem und gleiche Wettbewerbsbedingungen ein. Andererseits könnte sie durch ein Entgegenkommen bei den bestehenden Einfuhrzöllen zeigen, dass sie auch die Leistbarkeit von Elektroautos und die grüne Transformation im Blick behält. Prinzipiell reagiert die EU zu Recht mit Ausgleichszöllen auf die verzerrenden Handelspraktiken Chinas. Gleichzeitig sollte die EU alles tun, um ein Verhandlungsergebnis zu erzielen und Eskalationsspiralen zu vermeiden. Dafür ist bis Anfang November 2024 Zeit, dann würden die definitiven Zölle verhängt werden. Bis dahin muss die Kommission auch die in manchen Mitgliedstaaten existierenden Zweifel an ihrer Methode ausräumen und gegebenenfalls die Ausgleichszölle anpassen."

CLEMENS FUEST, IFO-PRÄSIDENT:

"Für die Ausgleichszölle spricht, dass sie eine legitime Reaktion auf Subventionen sind, die den Wettbewerb verzerren. Dagegen spricht, dass sie zu Gegenreaktionen führen und einen Handelskonflikt auslösen können, bei dem am Ende alle verlieren. Versorgung mit günstigen Elektroautos fördert außerdem die Dekarbonisierung. Insgesamt denke ich, dass die Nachteile überwiegen."

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.