Nachricht


08.11.2023 /18:40:03
FOKUS 3-Powell-Auftritt stützt Europas Börsen - Wall Street fällt

*

Powells Kommentar zur Geldpolitik bleibt aus

*

Europas Anleger erleichtert - US-Börsen im Minus

*

Nachfragesorgen drücken Ölpreis auf Vier-Monats-Tief

*

Bilanzflut geht weiter
 
(Neu: Xetra-Schlusskurse, Continental, Warner Bros)
Frankfurt, 08. Nov (Reuters) - Die Erleichterung nach
einem Auftritt des Fed-Chefs Jerome Powell hat die europäischen
Börsen angeschoben. Das Ausbleiben eines Kommentars des
Vorsitzenden der US-Notenbank Fed zur Geldpolitik bei einem
Konferenz-Grußwort verunsicherte allerdings die
Wall-Street-Anleger. Der Dax <.GDAXI> notierte zum Handelsschluss
am Mittwoch ein halbes Prozent fester bei 15.229,60 Punkten. Der
EuroStoxx50 <.STOXX50E> legte 0,6 Prozent auf 4178,15 Zähler zu.
Die wichtigsten US-Indizes <.SPX> <.IXIC> lagen dagegen
jeweils 0,3 Prozent im Minus.

Die Investoren hatten gerätselt, ob Powell sich anderen Fed-Vertretern anschließt und gegen eine Lockerung der Geldpolitik ausspricht. Die Experten zeigten sich zurückhaltend. "Es ist schwer vorstellbar, dass die Fed in der ersten Hälfte 2024 wirklich zu Zinssenkungen übergeht", sagte Liz Ann Sonders, Chefanlagestrategin beim US-Finanzunternehmen Charles Schwab. "Die Inflation ist ja immer noch nicht auf dem von der Fed gewünschten Niveau, und die Lage am Arbeitsmarkt hat sich nicht wesentlich verschlechtert, obwohl er im Oktober einen Tick schwächer war. Gleichzeitig hält sich die Wirtschaft immer noch ziemlich gut." Die Währungshüter versuchen, mit Zinserhöhungen die Teuerungsrate in Schach zu halten und den heiß gelaufenen Jobmarkt abzukühlen, ohne der Konjunktur allzu stark zuzusetzen.

NACHFRAGESORGEN DRÜCKEN ÖLPREIS AUF VIER-MONATS-TIEF

Der Ausverkauf am Ölmarkt ging indes weiter. Nordsee-Öl der Sorte Brent und US-Leichtöl WTI <CLc1> verbilligten sich um jeweils knapp zwei Prozent auf 80,22 und 75,93 Dollar je Fass (159 Liter) - den tiefsten Stand seit Juli. Die Investoren fokussierten sich eindeutig nicht mehr auf das Unterangebot, sondern auf die schwache Nachfrage aus China und den USA, sagte Craig Erlam, Analyst vom Handelshaus Oanda. "Auch die häufigen Hinweise, dass Saudi-Arabien und Russland ihre Förderkürzungen bis zum Jahresende beibehalten werden, tragen nicht dazu bei, dies auszugleichen, denn es wurde nie angenommen, dass sie ihre Meinung ändern würden." Die Ankündigung einer Verlängerung der Produktionsdrosselung könnte die Preise allerdings noch in die Höhe treiben.

Ansonsten hielt die Bilanzsaison die Investoren auf Trab. Gefragt nach Zahlen waren etwa Continental <CONG.DE>. Der Autozulieferer profitierte im Sommer von stabileren Lieferketten und konnte höhere Preise bei Teilen für die Autobranche durchsetzen. Trotz gekappter Prognosen für das Gesamtjahr legten auch die Aktien der DHL Group <DHLn.DE> um 2,9 Prozent zu. Mit der Senkung sei gerechnet worden und die neuen Ziele lägen im Rahmen der Erwartungen, sagte ein Händler.

BILANZFLUT GEHT WEITER

In Amsterdam nahmen Anleger bei ABN Amro <ABNd.AS> Reißaus, nachdem die niederländische Bank beim Netto-Zinsüberschuss (NII) im dritten Quartal weniger lieferte als erwartet. Die Aktien stürzten um 9,2 Prozent auf ein Elf-Monats-Tief von 11,94 Euro ab. Auch Ahold Delhaize <AD.AS> verloren angesichts pessimistischerer Jahresziele 7,2 Prozent.

Bei Marks & Spencer in London honorierten die Investoren ein Gewinnwachstum von 75 Prozent im Halbjahr. Die Titel hoben um 8,4 Prozent ab.

Bei den deutschen Nebenwerten gerieten RTL <RRTL.DE> unter Druck. Wegen der schwachen TV-Werbemärkte vor allem in Deutschland schraubt der europäische Fernsehkonzern zum zweiten Mal in diesem Jahr seine Ziele für 2023 herunter. Auch die Anteilsscheine der Deutschen Pfandbriefbank <PBBG.DE> rutschten um 10,7 Prozent ab, nachdem der Kreditgeber seine Ziele drastisch eingedampft hatte.

In den USA brachen Warner Bros Discovery <WBD.O> um mehr als 15 Prozent ein. Konzernchef David Zaslav erwartet allerdings, dass Streiks und ein schwacher Werbemarkt die Gewinne des Unternehmens bis ins nächste Jahr hinein beeinträchtigen werden.

(Bericht von Anika Ross und Zuzanna Szymanska. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)



Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.