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28.06.2024 /14:38:34
VORSCHAU-Frankreich-Wahlen bereiten Dax-Anlegern Kopfzerbrechen

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Wahlergebnis in Frankreich gibt Richtung vor

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Großbritannien geht ebenfalls zur Wahlurne

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Inflationstrend in Euro-Zone dürfte nach unten zeigen

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US-Stellenaufbau dürfte sich verlangsamen
 
- von Anika Ross
Frankfurt, 28. Jun (Reuters) - An den Börsen wird der
Start ins zweite Halbjahr von der politischen Unsicherheit in
Frankreich überschattet. Wegen der womöglich mit einem
Rechtsruck verbundenen Parlamentswahl in Frankreich gerät das
Land am Kapitalmarkt verstärkt in den Fokus. Die Risikoprämie
für französische Staatsanleihen stieg vor der ersten Runde der
Parlamentswahlen am Sonntag auf den höchsten Stand seit der
Eurokrise 2012.

Der Pariser Aktienmarkt <.FCHI> sackte in der zu Ende gehenden Woche um rund zwei Prozent ab. Auch im Rest Europas hielten sich die Anleger überwiegend an der Seitenlinie. Dem Dax <.GDAXI> gelang noch ein Wochenplus von 0,6 Prozent bei einem Stand von 18.270 Punkten am Freitagnachmittag, obwohl manche Börsianer vor einer Schuldenkrise im Nachbarland Frankreich zittern. Meinungsumfragen deuten darauf hin, dass die extreme Rechte die meisten Sitze gewinnen wird. Eine Krise droht nach Einschätzung von Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen aber wohl allenfalls bei einem ? eher unwahrscheinlichen ? Sieg des Linksbündnisses, da der Staatshaushalt bei Umsetzung der Wahlversprechen noch mehr in Schieflage geraten werde. Doch egal wie die Wahl in Frankreich ausfällt, sie werde die Schwächen der Währungsunion deutlicher machen. Das endgültige Ergebnis wird erst nach einer Stichwahl am 7. Juli feststehen.

EU-GEGNER UNGARN AM DRÜCKER - WAHLEN IN GROßBRITANNIEN

Unstimmigkeiten innerhalb Europas seien aber auch mit der anstehenden ungarischen Ratspräsidentschaft nicht unwahrscheinlich, sagt Helaba-Strategin Claudia Windt. Das Land verfolgt unter Staatschef Victor Orban eine gegen die EU gerichete Politik und übernimmt ab Montag turnusgemäß das Amt von Belgien. Rechtgerichtete Parteien, die bei den Europa-Wahlen gut abgeschnitten hatten, drängten auf mehr Einfluss. Das bedeute aber nicht das Ausrufen einer neuen europäischen Schuldenkrise, betont Windt. "Insofern sollte sich die Skepsis der Anleger in den kommenden beiden Wochen wieder etwas legen."

Bei den Parlamentswahlen in Großbritannien am Donnerstag zeichnet sich Experten zufolge ein Sieg der oppositionellen Labour-Partei ab. Dramatische Veränderungen in der Politik sind allerdings nicht zu erwarten. "Labour gibt sich politisch und wirtschaftspolitisch gemäßigt und pragmatisch", sagt Helaba-Stratege Christian Apelt. "Die Konsequenzen für Konjunktur und Finanzmärkte dürften sich daher in Grenzen halten."

Auch in den USA rückt das Thema Wahlen zunehmend in den Fokus. Die Chancen des Demokraten Joe Biden auf eine Wiederwahl sind nach dem TV-Duell mit dem republikanischen Herausforderer Donald Trump Beobachtern zufolge stark gesunken. "Damit dürfte ein Kandidatenwechsel für die Demokraten die einzig verbliebene Möglichkeit sein, sich aktiv bessere Chancen für den Wahlgang am 5. November zu erarbeiten", sagt Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. "Wichtig wäre allerdings, dass sie sich für den Posten des Vizepräsidenten einen ausgewiesenen Wirtschaftsexperten auswählen würden."

INFLATION IN EURO-ZONE ABWÄRTSGERICHTET - US-JOBDATEN

Wichtig für den Markt werden in der neuen Woche vor allem Konjunkturdaten sein. Auf die vorläufigen deutschen Inflationszahlen für Juni am Montag folgen tags darauf die für die Eurozone. "Die Inflationsdaten dürften in Deutschland trotz der Fußball-Europameisterschaft leicht gesunken sein", sagt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck. Für einige wenige Teilkategorien, wie etwa bei Dienstleistungen wie Pauschalreisen, dürfte das jedoch nicht gelten. "Grundsätzlich bleibt der Inflationstrend in Deutschland aber wie im Euroraum insgesamt abwärtsgerichtet, was der EZB im weiteren Jahresverlauf weitereren Leitzinssenkungsspielraum geben sollte."

Signale, wie es um die Zinsaussichten in den USA bestellt ist, dürfte vor allem der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag liefern. Von Reuters befragte Ökonomen erwarten, dass sich der Stellenaufbau außerhalb der Landwirtschaft im Juni verlangsamt hat: Mit 180.000 Jobs dürften weit weniger Jobs entstanden sein als im Vormonat. Ein niedriger Jobaufbau ist im Sinne der Notenbank, die mit einer straffen geldpolitischen Linie die Inflation drücken und den heiß gelaufenen Jobmarkt abkühlen möchte. Am Mittwoch steht der ISM-Dienstleistungsindex auf der Agenda, zudem werden die Mitschriften der vergangenen US-Zinssitzung veröffentlicht. Am Donnerstag bleiben die US-Börsen wegen des Feiertages Independence Day geschlossen.

(redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)



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