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15.04.2024 /20:28:33
FOKUS 2-EXKLUSIV-Insider - MFE erhält Banken-Hilfe für Übernahme von ProSieben

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Großaktionär verhandelte zuletzt mit Banken über Unterstützung



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Insider: MFE bekommt Rückendeckung für mögliche Übernahme



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Übernahme wohl erst, wenn ProSieben Beteiligungen verkauft hat



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ProSieben steigert Umsatz und Gewinn im ersten Quartal 2024





(Mit vorläufigen Quartalszahlen von ProSiebenSat.1)
- von Elvira Pollina und Valentina Za
Mailand, 15. Apr (Reuters) - Der italienische
ProSiebenSat.1 <PSMGn.DE>-Großaktionär MFE hat Insidern
zufolge in den vergangenen Monaten mit Banken über die
Finanzierung einer Übernahme des deutschen Fernsehkonzerns
verhandelt. Es gehe darum, ein potenzielles Übernahmeangebot von
ProSieben für bis zu rund vier Milliarden Euro zu finanzieren,
erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von mit der Sache
vertrauten Personen und aus Dokumenten dazu. Ein Vertreter von
MFE lehnte eine Stellungnahme ab. Auch ProSiebenSat.1 äußerte
sich nicht. Den nächsten Höhepunkt in dem Machtkampf dürfte es
zur ProSieben-Hauptversammlung am 30. April geben.

Die von der Familie Berlusconi kontrollierte Holding MFE plädiert dafür, eine Abspaltung des Dating- und E-Commerce-Geschäfts vom Kerngeschäft Unterhaltung zu prüfen und vorzubereiten. Das würde es für MFE attraktiver machen, ProSiebenSat.1 zu übernehmen. Obwohl es derzeit keine konkreten Pläne für eine Übernahme gibt, führte MFE-MediaForEurope Ende vorigen Jahres und Anfang 2024 Gespräche mit Kreditgebern, die an der Finanzierung einer möglichen Übernahme von ProSieben als Ganzem interessiert wären und dies auch unterstützen würden, wie die von Reuters eingesehenen Dokumente zeigten.

Die Bank of America <BAC.N>, die Deutsche Bank <DBKGn.DE> und UniCredit würden sowohl ein Übernahmeangebot für ProSieben-Aktien unterstützen als auch ein dann womöglich notwendiges Refinanzieren von Schulden, wie aus den Papieren hervorgeht. Alle drei Banken lehnten eine Stellungnahme ab.

UniCredit und die Bank of America boten jeweils an, 100 Prozent eines möglichen Deals mit Zusagen von bis zu 3,7 Milliarden Euro beziehungsweise 3,2 Milliarden Euro abzudecken, wie aus den Unterlagen hervorgeht. Einem separaten Dokument zufolge würde die Deutsche Bank 50 Prozent eines Deals übernehmen, dessen Wert sie auf vier Milliarden Euro schätzt.

ProSiebenSat.1 startete derweil gut ins Jahr und steigerte seinen Umsatz im ersten Quartal im Jahresvergleich um sechs Prozent auf 867 Millionen Euro, wie der Konzern am Montagabend auf Basis vorläufiger Geschäftszahlen mitteilte. "Dazu trug die Erholung der TV-Werbeerlöse wesentlich bei." Außerhalb des Kerngeschäfts entwickelten sich demnach auch das Online-Vergleichsportal Verivox sowie der Online-Kosmetik-Händler Flaconi sehr positiv. Für beide Töchter hat das Unternehmen einen auch von MFE geforderten Verkaufsprozess gestartet. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) kletterte trotz des angekündigten Anstiegs der Programmaufwendungen um 35 Prozent auf 72 Millionen Euro. Dabei habe sich ein konsequentes Kostenmanagement positiv ausgewirkt.

"Der Werbemarkt hat sich zum Jahresbeginn leicht erholt
und wir haben sowohl unsere TV- als auch unsere digitalen und
smarten Werbeerlöse in der DACH-Region gesteigert", sagte
Finanzchef Martin Mildner. Der Geschäftsverlauf im ersten
Quartal liege im Rahmen der Gesamtjahresziele für 2024.
MFE-VORSCHLÄGE ZUM KONZERNUMBAU SCHIEBEN AKTIE AN

MFE ist 2019 bei den Bayern eingestiegen und hält als größter Aktionär inzwischen fast 30 Prozent an ProSiebenSat.1. Die übrigen 70 Prozent sind zu aktuellen Marktpreisen rund 1,2 Milliarden Euro wert. Die Aktien des bayerischen Konzerns, die in den vorigen drei Jahren um fast 60 Prozent gefallen waren, kletterten um rund 20 Prozent, seit die Italiener eine Aufspaltung der Senderkette vorgeschlagen haben. Nach dem Reuters-Bericht bauten die ProSieben-Papiere ihre Gewinne aus und schlossen rund drei Prozent im Plus.

Darüber hinaus hat ProSieben Schulden von rund 2,1 Milliarden Euro. Diese müssten womöglich refinanziert werden, wenn ein Dritter mehr als 50 Prozent der Stimmrechte an ProSiebenSat.1 übernimmt. Denn dann könnten Gläubiger Kredite fällig stellen und eine Rückzahlung verlangen.

(Weiterer Reporter: Klaus Lauer. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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