Berlin, 12. Mai (Reuters) - Die Zahl ausländischer Investitionen in Deutschland ist 2024 das dritte Jahr in Folge gesunken. 1724 Neuansiedlungen und Erweiterungen registrierte die staatliche Fördergesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI) im vergangenen Jahr. 2023 waren es 1759 Projekte, 2022 noch 1783 und 2021 insgesamt 1806. "Deutschland bleibt ein gefragter und geschätzter Standort", sagte GTAI-Geschäftsführer Robert Hermann am Montag der Nachrichtenagentur Reuters trotz des Rückgangs von zwei Prozent. Die ausländischen Direktinvestitionen seien im vergangenen Jahr in Europa mit 4,6 Prozent wesentlich stärker gesunken, in Westeuropa sogar um fast sechs Prozent - obwohl die deutsche Wirtschaft gegen den Trend das zweite Jahr in Folge geschrumpft ist, was eine Debatte um eine sinkende Wettbewerbsfähigkeit ausgelöst hat.
Die ausländischen Unternehmen haben Investitionen in Höhe von 23,2 Milliarden Euro angekündigt. Das ist zwar weniger als in den beiden auch von Nachholeffekten nach der Corona-Pandemie geprägten Rekordjahren 2023 (34,8 Milliarden Euro) und 2022 (25,3 Milliarden Euro), aber mehr als in den Jahren 2019 bis 2021 zusammen. "Wir sehen viele sehr, sehr große Investitionen", sagte Hermann. "Allein sieben Projekte haben ein Volumen von jeweils mehr als 500 Millionen Euro." Knapp zwei Prozent der Gesamtvorhaben hätten ein Volumen von mindestens 100 Millionen Euro.
Größtes Einzelprojekt ist das von Amazon: Der US-Konzern steckt 8,8 Milliarden Euro in die Cloud-Infrastruktur von Amazon Web Services (AWS) im Rhein-Main-Gebiet, weitere 1,2 Milliarden Euro in Logistik, Robotik und Unternehmenszentralen. Der US-Softwareriese Microsoft will 3,2 Milliarden Euro in KI-Infrastruktur und Cloud-Kapazitäten stecken, während Apple viel Geld für den Ausbau seines Forschungszentrums in München ausgibt.
Die USA sind auch wegen dieser drei Großprojekte der wichtigste ausländische Investor geblieben. 229 Projekte zur Ansiedlung oder Erweiterung kamen im vergangenen Jahr aus den Vereinigten Staaten. Auf Platz zwei folgt die Schweiz mit 202 Projekten, vor China (199), Großbritannien (137) und den Niederlanden (97). Bis zu 31.000 neue Arbeitsplätze wurden von den Investoren angekündigt - so viele wie seit 2020 nicht mehr. "Wir gehen aber davon aus, dass es noch mehr werden, denn nicht immer werden Jobpläne genannt", sagte Hermann. Die meisten Vorhaben entfallen auf die Bereiche Digitalisierung (17 Prozent), Energie & Ressourcen (16 Prozent), Elektronik und Automatisierung (15 Prozent).
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)