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24.10.2024 /15:27:23
FOKUS 1-Staat muss bis 2028 mit 58 Mrd Euro weniger Steuereinnahmen rechnen

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Lindner: Nicht jede staatliche Leistung wird noch möglich sein



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Ökonom: Der Abschwung schlägt voll durch

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CDU: Drei Jahre Ampel-Koalition hinterlassen Spuren

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Grüne: Neuer Haushalt wird wirtschaftliche Impulse setzen
 
(neu: mit Reaktionen)
Washington/Berlin, 24. Okt (Reuters) - Bund, Länder und
Gemeinden müssen in den kommenden Jahren mit deutlich geringeren
Steuereinnahmen rechnen als zuletzt erwartet. Der Gesamtstaat
müsse bis 2028 mit 58,1 Milliarden Euro weniger auskommen als
noch im Mai erwartet, heißt es in der am Donnerstag vom
Arbeitskreis Steuerschätzung veröffentlichten Prognose. Allein
auf den Bund entfallen Mindereinnahmen von rund 12,6 Milliarden
Euro. Für das laufende Jahr verbucht der Bund gegenüber der
Mai-Schätzung demnach ein Minus von 3,4 Milliarden Euro. Für die
Länder wird für 2024 ein Rückgang von 2,3 Milliarden Euro
vorhergesagt, für die Kommunen ein Minus von 600 Millionen Euro.

"Neue Spielräume im Haushalt ergeben sich nicht", erklärte Finanzminister Christian Lindner (FDP) bei einer Pressekonferenz in Washington. "Im Gegenteil: Wir werden zusätzlich konsolidieren müssen. Nicht jede staatliche Leistung wird noch möglich sein."

Ökonomen machen die Konjunkturflaute für das
Einnahmeloch verantwortlich. Der Abschwung schlage "voll auf die
Einnahmen durch", sagte der Finanzexperte des Zentrums für
Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Friedrich Heinemann.
Politik und Öffentlichkeit müssten endlich aufwachen. "Es ist
unmöglich, gleichzeitig die Zukunftsinvestitionen hochzufahren
und immer neue Ansprüche an den Staat von Pflege über Gesundheit
bis hin zur Rente zu generieren", sagte Heinemann. Eine
verantwortungsvolle Haushaltspolitik müsse nun den
Bundeszuschuss für die Rente und damit die Rentenformel genauso
auf den Prüfstand nehmen wie das starke Personalwachstum der
Bundesverwaltung.
 
KRITIK VON DER UNION
 
Die Opposition gibt der Ampel die Schuld an der
negativen Entwicklung. Unions-Vizefraktionschef Mathias
Middelberg warf SPD, Grünen und FDP vor, die reduzierte
Steuerschätzung sei "das Ergebnis der chaotischen
Wirtschaftspolitik". Dauerstreit in der Regierung zerstöre jedes
Zukunftsvertrauen und verschrecke Verbraucher wie Unternehmen.
"Die Spielräume für den Haushalt 2025 werden jetzt noch enger",
betonte der CDU-Politiker. "Sparen und wirkliches Umschichten im
Haushalt sind gefragt." Wenn sich die Ampel darauf nicht einigen
könne, "dann sollte diese Regierung jetzt zügig die
Verantwortung abgeben". Der Chefhaushälter der Unions-Fraktion,
Christian Haase, erklärte: "Drei Jahre Ampel-Koalition mit zwei
Jahren Rezession hinterlassen deutliche negative Spuren. Das
Land wirkt wie gelähmt."
 
Im Streit in der Ampel-Regierung über den Bundeshaushalt
2025 bringt die Steuerschätzung kaum eine Entlastung. Für das
kommende Jahr kann der Bund demnach mit etwas höheren Einnahmen
rechnen als noch im Mai angenommen. Die Schätzer sagen ein Plus
von 700 Millionen Euro voraus. Dies könnte sich auch auf die im
Bundestag laufenden Beratungen über den Etatentwurf für 2025
auswirken, an den die Haushälter in drei Wochen letzte Hand
anlegen wollen.

Der haushaltspolitische Sprecher der Grünen, Sven-Christian Kindler, zog aus den Ergebnissen der Steuerschätzung den Schluss, "dass wir neue wirtschaftliche und soziale Impulse brauchen". Die Herausforderungen für den Bundeshaushalt seien trotzdem beherrschbar. Die Beratungen würden professionell fortgesetzt, faire Kompromisse angestrebt. "Die Koalition wird im November einen Haushalt beschließen, der wirtschaftliche Impulse setzt, das soziale Netz stärkt und wichtige Investitionen in Klima- und Umweltschutz finanziert", sagte Kindler.

(Bericht von Holger Hansen, René Wagner und Maria Martinez, redigiert von Scot W. Stevenson Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).

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