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18.10.2024 /20:59:05
FOKUS 1-Kuba nach Ausfall eines Kraftwerks landesweit ohne Strom

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Regierung: Landesweite Stromversorgung zusammengebrochen



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Größtes Kraftwerk des Landes ausgefallen



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Fehlende Öl-Lieferungen, größere Nachfrage, marode Infrastruktur





(Neu: Einzelheiten, Zitate, Hintergrund)
- von Dave Sherwoodund Marianna Parraga
Havanna/Houston,18. Okt (Reuters) - In Kuba ist am
Freitag die landesweite Stromversorgung zusammengebrochen. Dem
Ministerium für Energie und Bergbau zufolge fiel kurz vor Mittag
das Antonio-Guiteras-Kraftwerk - das größte des Landes - aus.
Wie lange der Blackout dauern werde, war den Behörden des
kommunistischen Landes zufolge zunächst unklar. Man werde nicht
ruhen, bis die Versorgung wiederhergestellt sei, schrieb
Präsident Miguel Diaz-Canel auf dem Kurznachrichtendienst X.
Gegen Mittag kam in der Hauptstadt Havanna praktisch jede
Geschäftstätigkeit zum Erliegen. Aus einigen Wohnungen und
Restaurants drang das Geräusch von Generatoren.

Auf der Karibik-Insel mit etwa zehn Millionen Menschen - etwas weniger als Baden-Württemberg - kam es in jüngster Zeit wiederholt zu umfangreichen Stromabschaltungen. Einige Kubaner waren mehr als zwölf Stunden am Tag ohne Elektrizität. Am Freitagmorgen hatte die Regierung vorsorglich Schulen und Universitäten bis zur kommenden Woche geschlossen. Nur Staatsbedienstete aus staatlichen Lebensmittelfirmen und Gesundheitseinrichtungen sollten überhaupt zur Arbeit kommen. Nachtclubs durften nicht öffnen und kulturelle Veranstaltungen wurden abgesagt.

Ministerpräsident Manuel Marrero hatte am Donnerstag in einer erst mit Verzögerung ausgestrahlten Rede im Fernsehen drei Faktoren für die Energieprobleme verantwortlich gemacht: Eine marode Infrastruktur, zu geringe Brennstofflieferungen und eine zunehmende Nachfrage. "Der Brennstoffmangel ist der größte Faktor", sagte er. Die beiden größten Kraftwerke des Landes, Felton und das nun havarierte Antonio Guiteras, müssten nach offiziellen Angaben dringend gewartet werden und liefern weniger Strom als vorgesehen. Die Regierung macht das seit Jahrzehnten geltende US-Embargo für Schwierigkeiten verantwortlich, an Ersatzteile und Brennstoff zu kommen.

Kubas Stromversorgung beruht der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge zu gut 80 Prozent auf Öl. Schwere See hat zuletzt verhindert, dass Brennstoff auf dem Wasserweg an die Kraftwerke geliefert werden konnte. Den Behörden zufolge dürfte besseres Wetter dieses Problem in den kommenden Tagen lindern. Ungelöst bleibt jedoch damit die grundsätzliche Versorgungslage. Der größte Lieferant Venezuela kämpft darum, im eigenen Land Engpässe zu vermeiden und hat in den ersten neun Monaten des Jahres im Schnitt etwa 32.600 Barrel Öl pro Tag (bpd) an Kuba geliefert. Das ist grob halb so viel wie die 60.000 bpd im Vorjahreszeitraum. Auch Russland und Mexiko haben ihre Lieferungen gedrosselt.

(Bericht von Dave Sherwood Geschrieben von Scot W. Stevenson Redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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