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15.09.2024 /19:58:45
FOKUS 2-CDU stellt sich auf Kanzlerkandidaten Merz ein

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Mehrere Politiker betonen seine gute Ausgangsposition



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CSU brachte Oktober für Entscheidung ins Spiel, CDU dagegen



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Offizielle Entscheidung könnte nach Brandenburg-Wahl fallen



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Merz: Bleibt bei abgesprochenem Fahrplan
 
(Neu: Merz)
Berlin, 15. Sep (Reuters) - Die CDU stellt sich auf
einen Unions-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz ein: Mehrere
Politiker sagten zwar am Wochenende, dass eine formelle
Entscheidung noch nicht gefallen sei, deuteten aber gleichzeitig
an, dass es auf den CDU-Chef hinauslaufe. "Friedrich Merz hat
als CDU-Vorsitzender das erste Zugriffsrecht, er ist laut Markus
Söder in der Favoritenrolle", sagte CDU/CSU-Fraktionsvize Jens
Spahn der "Rheinischen Post" mit Blick auf den CSU-Vorsitzenden.
"Er ist jedenfalls der Vorsitzende der großen CDU und der
Fraktionsvorsitzende und hat eine sehr gute Politik in den
letzten Jahren gemacht, hat die Union geeint", sagte auch
Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) dem ARD-"Bericht aus
Berlin". "Also das sind schon mal ganz gute Ausgangspositionen."
Die "Bild"-Zeitung berichtete unter Berufung auf Parteikreisen,
dass der 68-jährige Merz Kanzlerkandidat werden wolle.

Merz selbst sagte im ZDF, es gebe einen festen Fahrplan, an den man sich halten werde. "Markus Söder und ich werden einen Vorschlag machen und dann werden sich die Parteivorstände von CDU und CSU damit beschäftigen." Eine Entscheidung werde bald fallen.

Zuvor hatte es mit der CSU Differenzen gegeben. Nachdem CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt am Wochenende zum zweiten Mal gesagt hatte, dass eine Entscheidung auch im Oktober fallen könne, widersprachen mehrere CDU-Politiker. "Wenn die Brandenburg-Wahl rum ist, dann sind alle verabredeten Voraussetzungen erfüllt. Und direkt danach wird die Entscheidung getroffen", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Unions-Bundestagsfraktion, Thorsten Frei, der "Rheinischen Post" mit Blick auf die Landtagswahl am 22. September. Die Entscheidung werde nach der Brandenburg-Wahl fallen, sagte auch Spahn.

Hessens Ministerpräsident sprach sogar von einem Zeitpunkt "wahrscheinlich sogar sehr unmittelbar nach der Wahl". Man werde sich zusammensetzen und mit Merz und Söder darüber sprechen müssen. "Und dann werden wir in den Präsidien und mit den Landesvorsitzenden der CDU darüber beratschlagen", sagte Rhein. Die mächtigen CDU-Ministerpräsidenten und -Landeschefs beanspruchen eine Mitsprache. Merz und Söder hatten gesagt, dass sie die Entscheidung untereinander fällen würden.

MERZ GILT ALS KLARER FAVORIT

CDU-Chef Merz gilt als klarer Favorit. Bayerns Ministerpräsident Söder begann allerdings in den vergangenen Wochen, sich - wie schon 2021 - selbst ins Spiel zu bringen. "Die Kanzlerkandidatur ist offen, solange sie nicht beschlossen ist", sagte Dobrindt nun der Funke-Mediengruppe. "September und Oktober sind zwei gute Monate als Entscheidungskorridor." Mit Blick auf einige Umfragen, in denen Söder vor Merz liegt, fügte Dobrindt hinzu: "Umfragewerte sind immer relevant. Es sind aber auch nicht die einzigen Kriterien." In der CDU wird betont, dass der CSU-Chef nach den Erfahrungen 2021 keine Chance auf eine Unterstützung der großen Schwesterpartei habe. Söder wird mitverantwortlich für die Wahlniederlage der Union bei der letzten Bundestagswahl gemacht.

Es gibt auch Umfragen, nach denen NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) größere Chancen hätte, die Bundestagswahl zu gewinnen als Merz oder Söder. Der Vorsitzende des Sozialflügels der Union (CDA), Dennis Radtke, sagte der Funke-Mediengruppe, dass Merz eine fantastische Startposition habe. Aber auch der NRW-Ministerpräsident habe "mit tollen bundesweiten Zustimmungswerten das Zeug dazu".

Die Union fühlt sich insgesamt im Aufwärtstrend: Laut einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Insa klettern CDU/CSU auf 33 Prozent (plus zwei Prozentpunkte zur Vorwoche) und sind klar stärkste Kraft. Zudem wird Merz beim Thema Wirtschaft für deutlich kompetenter als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gehalten. Der CDU-Chef liegt auch in den Bereichen Asyl/Migration sowie innerer Sicherheit vorne, Scholz dagegen nur bei den Themen Soziales (Arbeit/Rente) und Klima-/Umweltschutz.

(Bericht von Andreas Rinke und Markus Wacket Redigiert von Scot W. Stevenson Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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