Berlin, 14. Mai (Reuters) - Das Potenzial junger, innovativer Firmen in Deutschland sollte nach Ansicht von Ifo-Präsident Clemens Fuest besser genutzt werden. "Innovative Gründerinnen und Gründer bringen wichtige Wachstumsimpulse, leider behindern aber die Rahmenbedingungen noch die Umsetzung zu vieler guter Ideen", erklärte der Chef des Münchner Wirtschaftsforschungsinstituts am Mittwoch. Er äußerte sich in einem gemeinsamen Aufsatz mit Experten des gemeinnützigen Gründerzentrums UnternehmerTUM in einer Ifo-Publikation.
"Die neue Bundesregierung hat Startups im Koalitionsvertrag als Zukunftsträger benannt, aber es braucht mehr als das", erklärte der Geschäftsführer von UnternehmerTUM, Helmut Schönenberger. Gründungen sollten digital, schnell und unbürokratisch möglich sein, Visa- und Anerkennungsverfahren müssten vereinfacht, der Kapitalzugang verbessert und Startups stärker in staatliche Aufträge eingebunden werden. "Auch der Transfer von Forschung in Unternehmen sollte systematisch gefördert werden, etwa durch Entrepreneurship-Zentren an Hochschulen", erläuterte Fuest.
Zwar sei die Zahl erfolgreicher Startups und das Investitionsvolumen in den vergangenen Jahren gestiegen, im internationalen Vergleich bleibe Deutschland dennoch zurück, argumentieren die Fachleute. 2023 lag die Venture-Capital-Quote demnach nur bei 0,06 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ? weit hinter Ländern wie Großbritannien oder Israel. Gleichzeitig wandern viele junge Unternehmen ins Ausland ab, weil sie in Deutschland kein gutes Umfeld für Wachstum finden. Dass sich Bemühungen lohnten, zeige die Zahl der Unicorns - also Startups, die mit einer Milliarde Euro oder mehr bewertet werden. Gab es in Deutschland 2014 noch ein Unicorn, waren es 2024 bereits 32.
"In der aktuellen Lage braucht Deutschland nicht nur neue Ideen, sondern auch die richtigen politischen Entscheidungen, damit daraus wirtschaftliche Dynamik werden kann", sagte Schönenberger. Auch Verena Pausder, die Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbands, hatte jüngst mit Blick auf den Koalitionsvertrag von Union und SPD betont, diese Vorhaben müssten jetzt mit Tempo und Entschlossenheit umgesetzt werden.
(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)