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13.11.2024 /09:47:21
Experten: China könnte Exporte wegen drohender US-Zölle in EU umleiten

Berlin, 13. Nov (Reuters) - Exportweltmeister China dürfte Experten zufolge wegen der vom künftigen US-Präsidenten Donald Trump angekündigten hohen Zölle auf seine Waren verstärkt auf Europa ausweichen. "China würde sicher versuchen, einiges davon Richtung EU zu schieben", sagte der Chefvolkswirt des in Berlin ansässigen Mercator Institute for China Studies (Merics), Max Zenglein, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Es komme dabei allerdings auch auf die Details an. "Nicht alle Waren, insbesondere Konsumgüter, werden sich eins zu eins so in der EU absetzen lassen", sagte der Experte.

Demnach dürfte die EU schon in diesem Jahr bereits knapp 40 Prozent mehr aus der Volksrepublik importieren als noch 2020. "Was auch immer die EU auffangen könnte, wird nicht genug sein, den zu erwartenden Rückgang in den USA zu kompensieren", sagte Zenglein. Zudem könnte die künftige US-Regierung mit Zolldrohungen den Druck auf die EU erhöhen, am gleichen Strang zu ziehen. Die EU-Kommission hat gerade erst eigene Zölle von bis zu 35 Prozent auf Elektroautos aus China verhängt.

Der Commerzbank zufolge haben die von Trump angekündigten Zölle auf chinesische Waren ein historisches Ausmaß. Liege der durchschnittliche Zollsatz auf Einfuhren in die USA bei etwa 2,5 Prozent, würde er mit den angedrohten Zöllen von 60 Prozent auf Waren aus China und zehn Prozent auf Güter aus allen anderen Ländern um ein Vielfaches steigen. "Die höheren Zölle würden die Nachfrage der USA nach global gehandelten Waren spürbar verringern", sagte Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer. "Exporteure aus China, aber auch aus anderen Ländern, könnten dann diese Waren mit Preisabschlägen unter anderem nach Europa umlenken."

Daher könnten Trumps Zölle leicht dämpfend auf die Inflation im Euroraum wirken. Der dämpfende Effekt auf die Verbraucherpreise gelte allerdings nur, solange die EU nicht ihrerseits Zölle auf amerikanische oder chinesische Waren erhöhe. "Eine weltweite Zollspirale würde gerade der deutschen Wirtschaft massiv schaden und die Inflation auch im Euroraum kräftig anheizen", warnte Stamer.

US-Angaben zufolge wurden im vergangenen Jahr Waren im Wert von rund 427 Milliarden Dollar aus der Volksrepublik eingeführt, aber Güter von weniger als 150 Milliarden Dollar dorthin exportiert. Trump will mit Zöllen das enorme Handelsdefizit mit China, das sich im vergangenen Jahr auf fast 280 Milliarden Dollar summierte, abbauen.

Die deutschen Importe aus China summierten sich auf rund 156 Milliarden Euro. Das waren zwar fast ein Fünftel weniger als 2022. Dennoch blieb China wie schon seit 2015 das wichtigste Lieferland für Deutschland. Bezogen werden von dort vor allem Elektronik, Elektrotechnik, Maschinen sowie Textilien und Bekleidung.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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