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Putin schlägt Friedensgespräche ab Donnerstag in Istanbul vor
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Selenskyj: Vorher muss es Waffenstillstand geben - ab Montag
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Frankreich: Vorschlag ist ein erster Schritt - reicht nicht aus
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Merz: Gespräche erst, wenn die Waffen schweigen |
(mit Merz, Erdogan und Papst) |
Moskau/Kiew, 11. Mai (Reuters) - Die Ukraine und Europa |
reagieren skeptisch auf die von Präsident Wladimir Putin |
vorgeschlagenen direkten Friedensgespräche zwischen beiden |
kriegsführenden Staaten. Die Verhandlungen ohne Vorbedingungen |
sollten am Donnerstag in Istanbul starten, sagte Putin am |
Sonntagmorgen in einer vom Fernsehen übertragenen Rede. Der |
ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wertete den Vorschlag |
zwar als positives Zeichen, pochte aber auf eine Waffenruhe ab |
Montag. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz betonte: "Erst müssen |
die Waffen schweigen, dann können Gespräche beginnen." Der |
französische Präsident Emmanuel Macron bezeichnete den Vorschlag |
als ersten Schritt, der aber nicht ausreiche. Putin versuche, |
Zeit zu gewinnen, sagte Macron auf seiner Rückreise aus der |
ukrainischen Hauptstadt Kiew. US-Präsident Donald Trump |
erklärte, ein großer Tag breche für Russland und die Ukraine an, |
wenn das "Blutbad" beendet werden könne. |
Wenn Russland nun Gesprächsbereitschaft signalisiere, sei dies zunächst ein gutes Zeichen, aber es sei "bei weitem nicht hinreichend", teilte Merz in Anspielung auf Putins Äußerungen mit. "Wir erwarten von Moskau, dass es jetzt einem Waffenstillstand zustimmt, der echte Gespräche überhaupt erst ermöglichen kann." Wichtig sei nun ein 30-tägiger Waffenstillstand, um Raum für Verhandlungen zu schaffen. Die Ukraine habe dem bereits "ohne Wenn und Aber" zugestimmt.
Selenskyj erklärte auf der Plattform X, der erste Schritt zur tatsächlichen Beendigung eines Krieges sei eine rasche Waffenruhe. "Wir erwarten von Russland, dass es eine Waffenruhe ? eine vollständige, dauerhafte und verlässliche - ab morgen, dem 12. Mai, bestätigt."
Putin beriet mit dem türkischen Präsidenten Tayyip Erdogan telefonisch über einen Start der Gespräche in der türkischen Metropole Istanbul in wenigen Tagen, wie beide Seiten bestätigten. Erdogan ist seinem Büro zufolge bereit, Verhandlungen auszurichten. In einem separaten Telefonat mit Macron sagte Erdogan laut türkischen Angaben, es sei "ein historischer Wendepunkt" erreicht worden und die Gelegenheit müsse genutzt werden.
"Wir schlagen vor, dass Kiew die direkten Verhandlungen ohne Vorbedingungen wieder aufnimmt", sagte Putin in seiner Rede. Russland wolle diese Gespräche mit der Ukraine, um "die Ursachen des Konflikts zu beseitigen" und "die Wiederherstellung eines langfristigen, dauerhaften Friedens zu erreichen", sagte Putin.
"Es war nicht Russland, das die Verhandlungen im Jahr 2022 abgebrochen hat", erklärte Putin und verwies auf gescheiterte Gespräche kurz nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine 2022. "Unser Vorschlag liegt auf dem Tisch, die Entscheidung liegt jetzt bei der ukrainischen Regierung."
US-Präsident Trump zeigte sich willens, den Friedensprozess zu fördern und will dafür mit beiden Seiten zusammenarbeiten, wie er auf seiner Plattform Truth Social mitteilte.
Der neue |
Papst Leo XIV
rief in seiner ersten Sonntagspredigt zum Frieden auf. "Nie wieder Krieg", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche vor mehr als 100.000 Menschen auf dem Petersplatz. Der 69-Jährige sagte, er trage das "Leiden des geliebten ukrainischen Volkes" im Herzen. Er plädierte für Verhandlungen für einen "echten, gerechten und dauerhaften Frieden".
Die Europäer und die USA hatten Russland am Samstag zu einer 30-tägigen Waffenruhe in der Ukraine ab Montag gedrängt. Merz, Macron, der britische Premierminister Keir Starmer und der polnische Ministerpräsident Donald Tusk pochten bei einem gemeinsamen Überraschungsbesuch in Kiew auf ein Aussetzen der Kämpfe und lehnten russische Vorbedingungen ab. Es gehe um eine "bedingungslose" Waffenruhe, betonte das Quartett nach Beratungen mit Selenskyj sowie einer Videoschalte mit Staats- und Regierungschefs von fast zwanzig weiteren Staaten. Danach informierten sie Trump telefonisch, der das europäische Vorgehen nach Angaben von Merz und Macron ausdrücklich unterstützte.
Putin hatte im Februar 2022 Tausende von Truppen in die Ukraine entsandt. Inzwischen kontrollieren die russischen Streitkräfte rund ein Fünftel der Ukraine und rücken weiter vor.
(Bericht von Marina Bobrova, Dmitry Antonov, Lidia Kelly, Anastasia Lyrchikova, Felix Light, Elizabeth Piper, Huseyin Hayatsever und Andreas Rinke; geschrieben von Klaus Lauer Redigiert von Hans Busemann Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)