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Gazprom beendet Lieferung Transitgas nach Auslaufen des Vertrags
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Slowakischer Versorger: Bekommen Gas über Deutschland und Ungarn
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Republik Moldau und Transnistrien mit Problemen |
(neu: Reaktionen aus Slowakei, Republik Moldau und Österreich) |
Moskau/Prag, 01. Jan (Reuters) - Russland hat wie |
erwartet die Gaslieferungen nach Europa durch die Ukraine |
gestoppt. Seit 08.00 Uhr Ortszeit (06.00 Uhr MEZ) fließe kein |
Gas mehr, teilte der russische Konzern Gazprom am Mittwoch mit. |
Der Transitvertrag zwischen Gazprom <GAZP.MM> und dem |
ukrainischen Versorger Naftogaz war zum Jahreswechsel |
abgelaufen. Aus dem EU-Land Slowakei, das bisher über diese |
Pipeline versorgt wurde, kamen unterschiedliche Reaktionen. Der |
Gasversorger betonte, man sei vorbereitet und beziehe nun Gas |
über Pipelines aus Deutschland und Ungarn. Der umstrittene |
slowakische Ministerpräsident Robert Fico warnte dagegen, dass |
die Unterbrechung des Gastransits durch die Ukraine "drastische" |
Auswirkungen auf die EU haben werde. Gravierende Auswirkungen |
gibt es in der ebenfalls betroffenen Republik Moldau. |
Das Ende der russischen Transitgas-Lieferungen durch die Ukraine war seit längerem erwartet worden. Seit dem russischen Überfall auf das Nachbarland Ukraine im Februar 2022 hatte die EU nach und nach ihre Gaslieferungen aus Russland zurückgefahren. Länder wie die Slowakei, Tschechien und Ungarn bezogen aber noch Pipeline-Gas aus Russland, sie müssen sich also um neue Lieferungen bemühen. Auch Österreich erhielt bis zuletzt einen erheblichen Teil seines Erdgases aus Russland. Allerdings sieht sich das Land dank gefüllter Gasspeicher und alternativer Importrouten über Italien und Deutschland gut auf den Lieferstopp vorbereitet. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und waren auf dieses Szenario gut vorbereitet", teilte die österreichische Energieministerin Leonore Gewessler am Mittwoch mit. Die österreichische Gasversorgung sei gesichert, das Land nicht mehr auf Gas aus Russland angewiesen.
Die Ukraine hat sich mehrfach geweigert, den Vertrag mit Russland zu verlängern. Ein Stopp sei im nationalen Interesse der Ukraine, erklärte Energieminister German Galuschtschenko. "Wir haben den Transit von russischem Gas gestoppt. Das ist ein historisches Ereignis", sagte er. Der russische Gaskonzern Gazprom teilte den Stopp von Transitgas-Lieferungen ab dem 1. Januar 2025 über die Messaging-App Telegram mit. Die Route über die Ukraine war die älteste Gasroute Russlands nach Europa. Über die TurkStream-Pipeline auf dem Grund des Schwarzen Meeres exportiert Russland weiterhin Gas.
Der größte slowakische Gasimporteur SPP teilte am Mittwoch mit, man sei auf die Situation vorbereitet und werde alle Kunden über alternative Routen, hauptsächlich über Pipelines aus Deutschland und Ungarn, beliefern. Dabei würden aber zusätzliche Kosten für Transitgebühren anfallen. Der pro-russische Regierungschef Fico hatte wiederholt davor gewarnt, dass seinem Land durch das Ende des Transits Hunderte Millionen Euro an entgangenen Transiteinnahmen für die weitere Durchleitung des Gases nach Westen entgingen. Die höheren Gebühren für alternative Routen würden zudem zu einem Anstieg der Gas- und Strompreise in Europa führen, sagte Fico, der erst vor wenigen Tagen Russlands Präsident Wladimir Putin in Moskau besucht hatte. Allerdings dürfte der Effekt auf die EU in Wirklichkeit gering sein, weil über die ukrainische Pipeline nur noch fünf Prozent des europäischen Gasbedarfs gedeckt wurden. Die meisten EU-Staaten wie Deutschland versorgen sich längst aus anderen Gasquellen wie etwa mit LNG-Gas aus den USA.
Gravierend sind die Auswirkungen in der Republik Moldau und in der dortigen abtrünnigen pro-russischen Region Transnistrien, die bisher ebenfalls mit über die Ukraine geliefertem russischem Gas versorgt wurden. In Transnistrien wurde am Mittwoch die Heizungs- und Warmwasserversorgung der Haushalte eingestellt. "Es gibt keine Heizung und kein warmes Wasser", sagte eine Mitarbeiterin des örtlichen Energieunternehmens Tirasteploenergo gegenüber Reuters per Telefon aus Tiraspol, der Hauptstadt des abtrünnigen Gebiets. Sie wisse nicht, wie lange die Situation andauern werde. Hilfe der moldawischen Regierung in Chisinau lehnte die separatistische Führung des Gebietes aber ab. Die Republik Moldau selbst hat schon seit Tagen Beschränkungen und Auflagen etwa für Straßenbeleuchtungen eingeführt, um den Verbrauch von Gas zu verringern.
(Bericht von Vladimir Soldatkin, Jan Lopatka, Mark Trevelyan, geschrieben von Andreas Rinke; redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)