Berlin, 24. Okt (Reuters) - Knapp jedes zweite Industrieunternehmen in Deutschland erwartet bei einer Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten negative Auswirkungen auf den eigenen Betrieb. 44 Prozent befürchten dies, geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des Münchner Ifo-Instituts unter 2000 Firmen hervor. Für rund 51 Prozent macht es demnach keinen Unterschied, ob nun der Republikaner Trump oder dessen demokratische Konkurrentin Kamala Harris die Wahl am 5. November gewinnt. Nur fünf Prozent erwarten positive Effekte durch einen Sieg von Trump.
"Besonders Unternehmen mit engen Wirtschaftsverbindungen in die USA rechnen mit negativen Folgen bei einem Wahlsieg von Trump", sagte Ifo-Forscher Andreas Baur. Hier liege der Anteil mit 48 Prozent über dem Durchschnitt. "Allerdings befürchten auch viele Unternehmen ohne direkte Exportbeziehungen in die USA negative Auswirkungen, denn sie können zum Beispiel als Zulieferer trotzdem indirekt betroffen sein", fügte Baur hinzu.
Bei einem Wahlsieg von Trump plant die überwiegende Mehrheit von 83 Prozent der deutschen Unternehmen keine Anpassungsmaßnahmen. Lediglich vier Prozent der Befragten erwägen beispielsweise eine stärkere Verlagerung der Produktion in die USA oder eine Anpassung der Lieferketten, sollte Trump ins Weiße Haus einziehen. Rund 13 Prozent geben an, dies noch nicht zu wissen.
Die meisten Industrieunternehmen gehen derzeit von einem knappen Ausgang der US-Wahl aus. Etwa die Hälfte aller befragten Betriebe sieht bessere Chancen für Kamala Harris. Dabei schätzen die Unternehmen die Wahlchancen von Harris tendenziell optimistischer ein, wenn sie negative Folgen eines Trump-Erfolgs befürchten. Rund ein Drittel schätzt, dass beide Kandidaten gleichauf liegen. Jedes fünfte Unternehmen sieht Donald Trump vorne. "Insbesondere Unternehmen, die sich positive Effekte einer Trump-Wahl erhoffen, neigen dazu, auch Trumps Wahlchancen höher einzuschätzen", so das Ifo-Institut.
Die USA sind aktuell der wichtigste deutsche Handelspartner. Trump hat wiederholt mit Strafzöllen auf Importe aus der Europäischen Union gedroht. Das schürt die Sorge vor einem Handelskrieg.
(Bericht von Rene Wagner Redigiert von Hans Busemann Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)