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22.10.2024 /12:53:02
FOKUS 1-Steuereinnahmen steigen im September um fast sieben Prozent

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Plus auch in den ersten drei Quartalen

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Experte: Inflation führt zu steigenden Einnahmen
 
(neu: mit Institut)
Berlin, 22. Okt (Reuters) -

Die Steuereinnahmen von Bund und Ländern sind im September trotz Konjunkturflaute kräftig gestiegen. Sie erhöhten sich um knapp sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf mehr als 86 Milliarden Euro, wie aus dem Reuters vorliegenden Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums hervorgeht, der am Dienstag in Berlin veröffentlicht werden soll. Im August hatte es ein Plus von gut fünf Prozent gegeben, dem allerdings ein Einbruch im Juli vorausging. Wegen der mauen Wirtschaftsentwicklung sind die Steuereinnahmen in diesem Jahr bislang sehr schwankungsanfällig.

In den ersten neun Monaten des Jahres zusammen schlägt
ein Plus von 2,9 Prozent zu Buche. Die Einnahmen von Bund und
Ländern summierten sich damit auf fast 626 Milliarden Euro. Im
Gesamtjahr 2024 rechnen Experten bislang mit einem Zuwachs von
etwa drei bis vier Prozent. Am Donnerstag wird die neue
Steuerschätzung veröffentlicht.
 
"Auch wenn die Preise aktuell langsamer als noch im
vergangenen Jahr steigen, führt die Inflation zu steigenden
Einnahmen insbesondere aus der Umsatzsteuer", erklärte Ökonom
Tobias Hentze vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln)
das höhere Steueraufkommen bei gleichzeitiger Konjunkturflaute.
"Gleichzeitig ist es zu Zuwächsen bei den Löhnen gekommen,
teilweise als Nachholeffekt aufgrund der hohen Inflation in den
vergangenen Jahren, sodass Lohnsteuer und veranlagte
Einkommensteuer dynamisch sind." Wer mehr verdiene, gebe auch
mehr Geld aus, wovon wiederum die Konsumsteuern profitierten.
Die höheren Zinsen wiederum würden sich in einem Plus bei der
Abgeltungsteuer niederschlagen, fügte Hentze hinzu.
 
Einen kräftigen Konjunkturaufschwung sieht das
Finanzministerium derzeit nicht. "Die kurzfristigen
konjunkturellen Aussichten bleiben eingetrübt", steht in dem
Monatsbericht. Die Bundesregierung rechnet in diesem Jahr mit
einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von 0,2 Prozent. Es
wäre das zweite Minus-Jahr in Folge. Im kommenden Jahr soll es
dann zu einem Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent reichen, das
sich 2026 auf 1,6 Prozent beschleunigen soll. "Dabei ist
unterstellt, dass vor allem der private Konsum angesichts der
aufwärtsgerichteten Entwicklung der verfügbaren Einkommen die
wirtschaftliche Dynamik stützt", so das Ministerium.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Scot W. Stevenson Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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