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22.10.2024 /12:00:00
Bundesbank: Deutschland leidet unter "Strukturbruch" bei Direktinvestitionen

Berlin, 22. Okt (Reuters) - Die Direktinvestitionszuflüsse nach Deutschland sind laut Daten der Bundesbank in den vergangenen Jahren eingebrochen. "Zusätzliches Beteiligungskapital aus anderen Ländern des Euroraums wurde seit Ende 2021 per saldo kaum noch bereitgestellt", heißt es in einem Fachartikel, der am Dienstag vorab aus dem Monatsbericht der Bundesbank veröffentlicht wurde. Die Zuflüsse aus Drittländern sind demnach immer noch positiv, haben sich aber im Vergleich zu den Jahren zwischen Ende 2019 und Ende 2021 signifikant abgeflacht.

Investierten ausländische Unternehmen in den beiden Jahren 2020 und 2021 zusammen knapp über 100 Milliarden Euro Beteiligungskapital in Deutschland, flossen hierzulande laut den Bundesbank-Daten anschließend bis Mitte 2024 nur noch 62 Milliarden Euro an Beteiligungskapital zu: "Tatsächlich lässt sich 2022 ein statistisch signifikanter Strukturbruch feststellen, der zu einem deutlich niedrigeren Aufkommen von Direktinvestitionen in Deutschland führte", heißt es in dem Vorausexemplar.

Während Direktinvestoren aus den USA und den Niederlanden "sowohl vor als auch nach diesem Strukturbruch" laut Bundesbank eine zentrale Rolle spielten, haben Mittelzuflüsse aus Großbritannien in den vergangenen zweieinhalb Jahren merklich an Bedeutung verloren. Dabei dürfte nach Einschätzung der Bundesbank auch eine Rolle gespielt haben, dass das Land am 31. Januar 2020 aus der EU ausgestiegen ist.

Gründe für die verminderten Direktinvestitionszuflüsse nach Deutschland seit 2022 lassen sich aus Sicht der Bundesbank noch nicht mit Gewissheit identifizieren. "Allerdings könnten ? wie bei den deutschen Direktinvestitionen im Ausland ? hohe Energiepreise hierzulande eine Rolle spielen. Dabei kommen sowohl zyklische als auch strukturelle Faktoren zum Tragen."

Von Bedeutung sei auch der intensive Standortwettbewerb um ausländische Investitionen, insbesondere in zukunftsträchtigen und strategisch bedeutsamen Branchen: "Hier müssen Deutschland und Europa in den kommenden Jahren beweisen, dass sie international weiterhin wettbewerbsfähig und in der Lage sind, ausländisches Kapital anzuziehen."

(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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