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Zinssenkungen bereiten Weg für anhaltende Dax-Rally |
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China-Wirtschaft bleibt im Visier der Anleger |
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Auftakt der Bilanzsaison in Deutschland |
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US-Wahlausgang könnte Nervosität schüren |
- von Anika Ross |
Frankfurt, 18. Okt (Reuters) - Die rekordverwöhnten |
Dax-Anleger dürften in der neuen Woche in Kauflaune bleiben. Die |
Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) sei keine |
Überraschung gewesen, "aber das richtige Signal zur richtigen |
Zeit", sagt Stratege Christian Henke von IG Market. Die EZB |
senkte wie an den Finanzmärkten erwartet den maßgeblichen |
Einlagensatz um einen Viertelpunkt auf 3,25 Prozent. Zwar ließ |
sich EZB-Chefin Christine Lagarde hinsichtlich weiterer |
geldpolitischer Lockerungen nicht in die Karten schauen. |
"Dennoch überwiegt die Freude über eine neue Zeit billigen |
Geldes, wenngleich eine neuerliche Nullzinspolitik nicht zu |
erwarten ist", sagt Henke. |
Nach der Zinssenkung der Europäischen Zentralbank hatte der Dax am Donnerstag eine neue Bestmarke bei 19.674,68 Punkten gesetzt. Auf Wochensicht steuerte er am Freitag auf ein Plus von 1,2 Prozent zu. Christoph Ohme, Aktienchef der Bank Oddo BHF, sieht vorerst kein Ende der Dax-Rekordjagd. "Der deutsche Markt hat großes Aufholpotenzial, insbesondere bei Nebenwerten." Die Unternehmen seien im internationalen Vergleich unterbewertet.
Eine gewisse Atempause an den Börsen würde aber nicht überraschen, hieß es bei der Helaba. Nervosität könnte der ungewisse Wahlausgang in den USA schüren. Umfragen zufolge konnte Republikaner Donald Trump gegenüber seiner demokratischen Kontrahentin Kamala Harris zuletzt Boden gutmachen, doch scheint es auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hinauszulaufen. "Als frohe Botschaft für die europäische Wirtschaft wäre ein Sieg des Ex-Präsidenten, dessen Lieblingswort 'Zölle' ist, wohl kaum zu werten", sagen die Helaba-Experten.
Im Fokus der Aktienmärkte dürfte auch China bleiben. Nach den in den letzten Wochen angekündigten fiskal- und geldpolitischen Anreizen zur Stimulierung der Wirtschaft fragen sich die Investoren, ob die Maßnahmen ausreichen. Denn die Wirtschaft der Volksrepublik dürfte aufgrund der anhaltenden strukturellen Probleme, wie der Immobilienkrise weiterhin unter Druck stehen, sagt Commerzbank-Ökonom Tommy Wu. "Ein Großteil der finanzpolitischen Ankündigungen konzentriert sich auf die bessere Nutzung bereits verfügbarer Mittel. Die Maßnahmen dürften allerdings wenig am Problem der schwachen Nachfrage ändern." Es sei wahrscheinlich, dass im Finanzministerium im vierten Quartal mehr Mittel für neue Maßnahmen bereitgestellt würden. Am Montag berät die Notenbank Chinas über den geldpolitischen Schlüsselsatz Loan Prime Rate (LPR). Er dient zur Festlegung der Verbraucherkredit- und Hypothekenzinsen.
In der neuen Woche rollt ansonsten eine weitere Welle von Quartalsergebnissen auf die Anleger zu. Am Montag läutet der Software-Konzern SAP <SAPG.DE> wie üblich die heiße Phase der deutschen Bilanzsaison ein. In der neuen Woche legen allein aus dem Dax etwa ein halbes Dutzend Firmen Zahlen vor. Im Ausland öffnen unter anderem die US-Telekomfirmen AT&T <T.N>, T-Mobile <TMUS.O> und Verizon <VZ.N> ihre Bücher.
Bei den Konjunkturdaten stehen die deutschen und europäischen Einkaufsmanager-Indizes am Donnerstag an. Zum Wochenschluss folgt der Ifo-Index, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt. Ökonomen erwarten, dass das an den Finanzmärkten stark beachtete Barometer auf dem Vormonatswert von 85,4 verharren wird. Die Stimmung hatte sich im September den vierten Monat in Folge eingetrübt.
(Mitarbeit von Hakan Ersen. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)