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17.10.2024 /14:37:45
TOP-THEMA-EZB senkt Zins im Monatstakt: Inflationsgefahr scheint gebannt

(Neu. Details, Hintergrund, Asmussen, Bankenverband)

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Einlagezins sinkt um Viertelprozentpunkt

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Dritte Senkung im laufenden Jahr

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Inflation im Euroraum auf 1,7 Prozent gefallen

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Asmussen nennt EZB-Entscheidung folgerichtig
 
17. Okt (Reuters) - Bei der EZB geht es Schlag auf
Schlag: Die Europäische Zentralbank reagiert auf die
nachlassende Inflationsgefahr mit der zweiten Zinssenkung
innerhalb von nur fünf Wochen. Sie beschloss am Donnerstag auf
einer auswärtigen Ratssitzung in Slowenien, den am Finanzmarkt
maßgeblichen Einlagensatz um einen Viertelpunkt auf 3,25 Prozent
nach unten zu setzen. Dass die EZB Zinsen zwei Monate in Folge
kappt, hat es so seit 13 Jahren nicht mehr gegeben. Die
Währungshüter um Zentralbank-Präsidentin Christine Lagarde
hatten im Juni die Zinswende eingeleitet und im September
nachgelegt. Ob das Zinsstakkato im Dezember weiter geht, womit
viele Investoren angesichts unsicherer Konjunkturaussichten
rechnen, ließ die EZB offen.
Sie lege sich nicht vorab auf einen Zinspfad fest, hieß
es dazu im Begleittext zur geldpolitischen Entscheidung des
EZB-Rats. Die aktuellen Daten zur Inflation zeigten, dass der
Prozess rückläufiger Teuerungsraten gut voranschreite.

Die Inflationsrate im Euroraum ist im September auf 1,7 Prozent gesunken. Diese Nachricht flatterte den Währungshütern nur wenige Stunden vor dem Zinsentscheid auf den Tisch: Das EU-Statistikamt Eurostat revidierte damit die frühere Schätzzahl von 1,8 Prozent sogar noch etwas nach unten. Damit liegt die Teuerungsrate deutlich unter dem Zielwert der EZB von zwei Prozent, nachdem sie im August noch bei 2,2 Prozent gelegen hatte. Inflationsraten von mehr als zehn Prozent wie im Herbst 2022 gehören damit der Vergangenheit an.

"Die heutige Entscheidung der EZB, den Leitzins um 25 Basispunkte zu senken, ist folgerichtig angesichts einer Inflationsrate unter zwei Prozent und schwacher Konjunkturaussichten", meint Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Dennoch sei der Schritt nicht ganz ohne Risiko, so die Einschätzung des früheren EZB-Direktors. Denn zuletzt wurde der Rückgang der Inflation durch starke Rückgänge der Energiepreise getrieben: "Angesichts der Eskalation im Nahen Osten könnte es damit nun vorbei sein." Gleichzeitig sei die Inflation im Dienstleistungsbereich weiter zu hoch. Die EZB müsse nun genau beobachten, ob sich insbesondere der Anstieg der Löhne wie erwartet abschwäche oder nicht.

ANZEICHEN FÜR KONJUNKTUREINTRÜBUNG
Die EZB erklärte, die Inflationsaussichten würden auch
durch aktuelle Konjunkturindikatoren beeinflusst, die schwächer
ausgefallen seien als erwartet. Zuletzt signalisierte mit dem
Einkaufsmanagerindex von S&P Global ein wichtiger Frühindikator
eine einsetzende Talfahrt im Euroraum. Als Alarmzeichen gilt
dabei, dass es mit der Wirtschaftskraft in allen drei großen
Volkswirtschaften - Deutschland, Frankreich und Italien -
gleichzeitig bergab ging. Deutschland steckt bereits in einer
Wirtschaftskrise und macht 2024 wohl das zweite Rezessionsjahr
in Folge durch, wenn die Bundesregierung mit ihrer Projektion
richtig liegt.
Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverband deutscher
Banken, Heiner Herkenhoff, warnte die Wirtschaftspolitik in den
Euro-Staaten, insbesondere in Deutschland, vor Illusionen:
"Leitzinssenkungen werden die hartnäckige, weil strukturelle
Wachstumsschwäche nicht beseitigen. Stattdessen braucht gerade
Deutschland entschlossene wirtschaftspolitische
Weichenstellungen."

(Reuters-EZB-Team, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Kirsti Knolle. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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