Nachricht


21.10.2024 /14:20:20
FOKUS 1-Hannover Rück: Autoversicherung wird auch 2025 teurer

*

Auch 2025 Prämienerhöhungen von zehn Prozent erwartet

*

Doch Kfz-Versicherer kommen erst 2026 aus roten Zahlen

*

E+S Rück: Erstversicherer müssen mehr Disziplin zeigen
 
(neu: mehr Hannover Rück, GDV, Münchener Rück)
Baden-Baden, 21. Okt (Reuters) - Die deutschen
Autoversicherer werden nach Berechnungen der Hannover
Rück <HNRGn.DE> trotz erneut kräftiger Preiserhöhungen auch im
nächsten Jahr nicht aus den roten Zahlen kommen. "Wenn es gut
läuft, wird der Kfz-Markt erst 2026 wieder im Plus sein", sagte
Jonas Krotzek, Zentralbereichsleiter beim größten
Auto-Rückversicherer in Deutschland, der Hannover-Rück-Tochter
E+S Rück, am Montag in Baden-Baden. Die Kfz-Prämien dürften 2025
im Schnitt um 12,5 Prozent steigen, schätzt E+S-Rück-Experte
Stefan Schmuttermair. Unter dem Strich seien effektive
Preiserhöhungen von knapp zehn Prozent zu erwarten, bei
Vollkasko-Tarifen sogar um zwölf Prozent. Doch selbst damit
schrieben die Erstversicherer noch Verluste.
Steigende Werkstattkosten und teurere Ersatzteile
belasten die Kfz-Versicherer seit 2022 massiv. Im vergangenen
Jahr lag der versicherungstechnische Verlust branchenweit laut
Hannover Rück bei 3,4 Milliarden Euro, in diesem Jahr seien
immer noch 2,3 Milliarden zu erwarten. Der Branchenverband GDV
berichtete, die Ersatzteilpreise seien im Vergleich zum Vorjahr
um mehr als sechs Prozent gestiegen. "Die Werkstattkosten lagen
schon 2023 mit 188 Euro pro Stunde auf einem Rekordwert", sagte
GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Kostete die Behebung
eines Haftpflicht-Schadens 2013 noch 2500 Euro, waren es 2023
schon 4000 Euro. Dazu kommt, dass die Reparatur von Elektroautos
deutlich teurer ist.
 
Die Kfz-Versicherung ist die mit Abstand größte Sparte
in der Schaden- und Unfall-Sparte der Versicherer. Im laufenden
Jahr dürften die Beitragseinnahmen branchenweit um zehn Prozent
auf 33,3 (2023: 30,2) Milliarden Euro steigen, 2025 im gleichen
Maß auf 36,2 Milliarden. Die Hannover Rück gibt den
Kfz-Versicherern eine Mitschuld an den schlechten Zahlen. Sie
seien bei den Preiserhöhungen nicht diszipliniert genug und
hätten bei Neuabschlüssen immer noch Rabatte eingeräumt, um neue
Kunden anzulocken. "Beim Tarifwechsel sind die Maßnahmen
verpufft", sagte Schmuttermair. Doch die Schadenrückstellungen,
also die Puffer in den Bilanzen, seien inzwischen aufgebraucht.
Deshalb seien die Erstversicherer noch mehr darauf angewiesen,
dass die Preiserhöhungen wirklich griffen.
 
Im Schnitt müssten die Verbraucher im nächsten Jahr dann
299 für die Kfz-Haftpflicht zahlen, rechnete Schmuttermair vor.
2023 waren es noch 256 Euro. In der Vollkasko-Versicherung
würden im Schnitt 412 Euro fällig nach 333 Euro im Jahr 2023.
Sparen lasse sich durch höhere Selbstbehalte. 80 Prozent der
Verträge sähen Selbstbehalte von 300 oder 500 Euro vor -
ebensoviel wie vor 30 Jahren.
 
Auch die Rückversicherer drängen ihre Kunden zu höheren
Prämien. "Wir sind engagiert geblieben, wo die Erstversicherer
ihre Preise angepasst haben", sagte
Münchener-Rück <MUVGn.DE>-Vorständin Clarisse Kopff. Man bleibe
aber vorsichtig. Bis zu schwarzen Zahlen werde es für die
Kfz-Versicherer "ein langer Weg". In Baden-Baden trifft sich
seit Sonntagabend die Rückversicherungsbranche mit ihren Kunden,
den Erstversicherern und Maklern, zum jährlichen
Branchentreffen. Es ist traditionell der Auftakt für die
Neuverhandlung der Verträge zum 1. Januar, vor allem für den
deutschen und europäischen Markt.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Scot W. Stevenson Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.