Berlin, 09. Jan (Reuters) - Die CDU verspricht Bürgern mit ihrer "Agenda 2030" im Falle eines Wahlsieges eine deutliche Steuerentlastung, die für Singles, Familien und Selbständige sehr unterschiedlich ausfällt. Nach den Reuters vorliegenden Berechnungen des Steuerzahlerbundes könnte etwa eine Familie mit zwei Doppelverdienern und zwei Kindern bei einem jetzigen Einkommen von 72.000 Euro 1042 Euro im Jahr sparen. Liegt der Verdienst bei 144.000 Euro, wäre die Ersparnis 3496 Euro gegenüber der jetzigen Belastung. Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat erklärt, dass die Union eine Umsetzung der Steuerentlastungen in vier Jahresschritten bis 2029 plant.
Bei einem kinderlosen Single würde die Entlastung bei einem Jahreseinkommen von 24.000 Euro nach den Berechnungen 126 Euro betragen, bei einem Einkommen von 54.000 Euro wären es 1086 Euro und bei einem Einkommen von 96.000 Euro 2649 Euro. Die Differenzen erklären sich auch dadurch, dass die Steuerlast bei geringen Einkommen niedriger ist. Ein selbständiges Unternehmerpaar mit zwei Kindern könnte bei einem angenommenen Jahresgewinn von 120.000 Euro mit einer Reduzierung von 2328 Euro rechnen.
Schaut man auf die prozentuale Entlastung, wären die Zahlen ähnlicher: Nach der Berechnung des Steuerzahlerbundes würden die drei Einkommensgruppen 11,1 Prozent, 13,6 Prozent und 11,8 Prozent weniger Einkommenssteuer zahlen. Bei Doppelverdiener-Familien würde die prozentuale Ersparnis bei dem niedrigeren angenommenen Einkommen bei 14,1 Prozent liegen, bei dem höheren Einkommen bei 12,6 Prozent. Bei dem Fallbeispiel des Unternehmerpaares wären es 13,5 Prozent - bei einem alleinstehenden, kinderlosen Unternehmer aber nur 5,7 Prozent.
In dem Entwurf der "Agenda 2030", der auf der Klausurtagung des CDU-Bundesvorstands in Hamburg beschlossen werden soll, ist geplant, dass bei der Einkommensteuer zum einen der Anstieg der Tarifstufen abgeflacht und der Grundfreibetrag jährlich erhöht werden soll. Der sogenannte Spitzensteuersatz soll erst bei 80.000 Euro Einkommen greifen. Der noch existierende Solidaritätszuschlag für höhere Einkommen soll komplett abgeschafft werden.
Auch andere Parteien versprechen steuerliche Entlastungen, wählen dafür aber andere Modelle. Vor allem die SPD wirft der Union vor, nicht zu sagen, wie sie die Steuersenkungen gegenfinanzieren will. Die Union gibt an, dass dies durch Einsparungen an anderer Stelle im Haushalt und Mehreinnahmen durch ein angenommenes Wirtschaftswachstum möglich sei.
(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)