(neu: Lauterbach, GKV, Details) |
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Zusatzbeitrag soll um 0,8 Punkte auf 2,5 Prozent zeigen |
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Lauterbach macht Kostenanstieg für Erhöhung verantwortlich |
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GKV: Auch in der Pflege drüht spürbarer Beitragsanstieg |
- von Holger Hansen |
Berlin, 16. Okt (Reuters) - Auf Beschäftigte und |
Arbeitgeber kommt 2025 ein deutlich höherer Beitrag zur |
gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu. Der durchschnittliche |
Zusatzbeitrag soll um 0,8 Prozentpunkte auf dann 2,5 Prozent |
steigen, wie der Schätzerkreis der GKV am Mittwoch mitteilte. |
Mit dem regulären Beitragssatz von 14,6 Prozent läge der |
Gesamtbeitrag 2025 dann bei einer Rekordhöhe 17,1 Prozent, die |
vom Bruttolohn abgeführt werden müssen. Arbeitnehmer und |
Arbeitgeber bringen jeweils die Hälfte auf. Gesundheitsminister |
Karl Lauterbach (SPD) erklärte, die Erhöhung gehe auf hohe |
Ausgabensteigerungen der Krankenkassen zurück. Nur |
Strukturreformen könnten den Ausgabenanstieg bremsen. |
Der Schätzerkreis sei zu einer einvernehmlichen Prognose gekommen, teilte das Gremium aus Experten des Gesundheitsministeriums, der GKV und des Bundesamtes für Soziale Sicherung mit. Sie ist die Grundlage für den durchschnittlichen Zusatzbeitrag, den Lauterbach bis zum 1. November festlegen muss. Die konkrete Höhe wird dann bis Jahresende von jeder Krankenkasse selbst bestimmt.
Der Schätzerkreis gehe für 2025 von einer Finanzierungslücke von 13,8 Milliarden Euro aus, teilte der Spitzenverband der GKV mit. Die Lücke müsse grundsätzlich durch höhere Zusatzbeiträge der Krankenkassen geschlossen werden. "Für die Krankenkassen ergibt sich daraus für das kommende Jahr ein drastischer Erhöhungsdruck", erklärte der Spitzenverband. Die meisten Krankenkassen hätten keine Reserven mehr, um Beitragssteigerungen zu vermeiden oder abzumildern.
Der Spitzenverband warf der Politik Untätigkeit vor: "Vor diesem Hintergrund ist unerklärlich, dass die Gesundheitspolitik der sich immer schneller drehenden Beitragsspirale tatenlos zuschaut." Für 2025 drohe zudem eine "spürbare Anhebung des Beitragssatzes zur Pflegeversicherung".
Die Summe aller Beitragssätze bei den Sozialversicherungen nähert sich 2025 damit einem 20-Jahre-Hoch. Zusammen mit den Beiträgen an Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung würden die Sozialabgaben dann von derzeit 40,9 Prozent auf 41,7 Prozent steigen. Kinderlose Beitragszahler entrichten in der Pflegeversicherung zudem zusätzlich 0,6 Prozentpunkte. Noch höher waren die Beitragssätze zuletzt 2006 mit 41,9 Prozent. Der Rekordwert wurde 2003 mit 42,0 Prozent erreicht.
Die Höhe der Sozialabgaben ist immer wieder Thema in Deutschland, weil sie als Lohnnebenkosten Arbeit verteuern und die Nettolöhne schmälern. Derzeit streitet sich die Ampel-Koalition bei mehreren Vorhaben darüber. Die FDP-Fraktion im Bundestag bremst das in der Bundesregierung vereinbarte Rentenpaket, weil durch die damit verbundene Garantie für das Rentenniveau der Beitragssatz weiter steigt. Und Finanzminister und FDP-Chef Christian Lindner lässt im Kabinett eine Verordnung von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) nicht passieren, mit der jährlich die Sozialbeiträge für Gutverdienende an die allgemeine Lohnentwicklung angepasst und damit erhöht werden.
"Die Prognose des Schätzerkreises zeigt die Notwendigkeit der von der Bundesregierung eingeleiteten Strukturreformen", erklärte Lauterbach. "Das deutsche Gesundheitswesen ist das teuerste in Europa, weil es in vielen Bereichen nicht effizient ist." Es fehle an Vorbeugemedizin und an Digitalisierung. Auch in der stationären Versorgung gebe es große Defizite. Für Krankenhäuser stiegen die Ausgaben im Rekordtempo. "Das ist eine wesentliche Ursache für die steigenden Krankenkassenbeiträge", sagte Lauterbach. "Deswegen brauchen wir die Krankenhausreform."
(Bericht von Holger Hansen, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).
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