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17.10.2024 /11:41:36
GDV: Lindner-Reform der Altersvorsorge ist überfällig, bringt viele Vorteile

Berlin, 17. Okt (Reuters) - Die von Finanzminister Christian Lindner geplante Reform der privaten Altersvorsorge ist dem Versicherungsverband GDV zufolge überfällig. Hauptgrund dafür sei die lange Niedrigzinsphase. "Es muss einfach was passieren", sagte der stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführer Moritz Schumann am Donnerstag in Berlin. Zwar gebe es auch kritische Punkte, die aber noch geändert werden könnten. Insgesamt seien die Pläne zu begrüßen. "Damit werden Renten möglich, die durchschnittlich 40 Prozent höher sind als bei Riester."

Angesichts der zunehmenden Alterung der Bevölkerung fördert der Staat neben der betrieblichen Altersvorsorge auch privates Engagement in diesem Bereich. Ende 2022 gab es knapp 16 Millionen Riester-Verträge in Deutschland. Sie sind aber nach Einschätzung von Experten wenig flexibel, zu bürokratisch und bieten keine attraktive Rendite. Kritisiert werden auch mangelnde Transparenz sowie hohe Kosten, die Anbieter ihren Kunden berechnen. Die Zahl der Riester-Verträge ist seit einigen Jahren rückläufig.

FDP-Chef Lindner will nun vor allem die Altersvorsorge über Aktienengagements attraktiver machen. Ab 2026 sollen Bürger eine Förderung bekommen, wenn sie in ein Wertpapierdepot sparen. Ab 120 Euro im Jahr und bis zu 3000 Euro soll jeder Euro um 20 Cent aufgestockt werden. Zusätzliche Förderungen sind für Kinder, ärmere Menschen und Berufseinsteiger vorgesehen. Bei Garantieprodukten können wahlweise 80 oder wie bisher 100 Prozent der Einzahlungen zu Beginn der Auszahlphase zur Verfügung stehen. Erstere Variante bietet entsprechend mehr Risiko, oft aber auch die Chance auf eine höhere Rendite über einen langen Zeitraum. Die lebenslange Rente soll auf Wunsch entfallen können. Möglich werden sollen Auszahlpläne bis mindestens zum 85. Lebensjahr. Um mehr Transparenz zu schaffen, soll eine Vergleichsplattform geschaffen werden - zu den Kosten und Risiken einzelner Produkte. Insgesamt ist mehr Wettbewerb ein Ziel der Reform.

Schumann sagte, das Konzept vereinfache die Förderung und ermögliche mehr Gelder in langfristig chancenreichere Anlagen wie Aktien. Auch die Wahlfreiheit bei Garantieprodukten sei gut. Kritisch sieht er allerdings, dass auch Einzelaktien - statt Aktieninvestments über breiter gestreute Fonds - förderfähig sein sollen. "Hohe Verluste drohen, wenn Anleger auf die falschen Aktien setzen. Das passt einfach nicht zur staatlich geförderten Altersvorsorge." Außerdem könnten Familien und Alleinerziehende am Ende die Verlierer sein. "Die Differenz zwischen alter und neuer Förderung kann mehrere Hundert Euro betragen." Die Auszahlung bis zum 85. Jahr sieht der Experte ebenfalls kritisch. Das bringe Risiken mit sich.

Die Verbände können sich noch bis Freitag dieser Woche zu dem Referentenentwurf des Finanzministeriums äußern. Unklar ist noch, ob dieser angesichts der jüngsten Spannungen in der Regierung innerhalb der Ampel aus SPD, Grünen und FDP durchgeht. Alte Riester-Verträge können wie bisher fortgeführt werden.



(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Jörn Poltz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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