(Neu: Analysten, Aktienkurs) |
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Geschäftsleitung wird verkleinert, Struktur verschlankt |
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Nestle senkt Prognose erneut, Quartalsumsatz enttäuscht |
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Analyst: Neuer CEO schafft Aufbruchstimmung |
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Aktie zieht an |
Zürich, 17. Okt (Reuters) - Nach einer erneuten |
Prognose-Senkung krempelt der Nahrungsmittelriese Nestle <NESN.S> |
die Konzernführung um. Mit einer neuen regionalen Aufstellung |
und einer von 15 auf 13 Mitglieder verschlankten |
Geschäftsleitung drückt der neue Konzernchef Laurent Freixe dem |
Hersteller von Nespresso, Maggi und KitKat seinen Stempel auf. |
"Dies wird uns helfen, die Geschwindigkeit, die interne |
Abstimmung und die Entscheidungsfindung zu verbessern", erklärte |
der Franzose. Nestle wolle sich stärker auf die Konsumenten und |
Kunden ausrichten, Marktanteile gewinnen und das Wachstum |
beschleunigen. |
In den ersten neun Monaten 2024 erwirtschaftete das Traditionsunternehmen aus Vevey am Genfersee einen Umsatz von 67,2 Milliarden Franken. Aus eigener Kraft wuchs Nestle damit um 2,0 Prozent. Analysten hatten einer vom Konzern selbst erhobenen Umfrage zufolge etwas mehr erwartet. "Die Konsumentennachfrage hat in den letzten Monaten nachgelassen, und wir erwarten, dass dieses Umfeld verhalten bleiben wird", erklärte Freixe.
Nestle ist nicht das einzige Konsumgüterunternehmen, das mit Gegenwind kämpft. So kürzte der US-Getränkehersteller PepsiCo <PEP.O> vergangene Woche seine Umsatzprognose. Die Konsumenten litten unter höheren Mieten, höheren Gesundheitsausgaben und steigenden Preisen für Dinge des täglichen Bedarfs, erklärte Daniel Bosshard von der Luzerner Kantonalbank. "Es werden vermehrt günstige Eigenmarken der Detailhändler gekauft oder man geht gleich zum Discounter." Aber Nestle hat auch hausgemachte Probleme, denn Analysten erwarten bei den Erzrivalen Unilever und Danone <DANO.PA> für das Quartal bessere Wachstumsraten.
Zusammen mit den Maßnahmen zum Abbau von Lagerbeständen bei Kunden im vierten Quartal veranlasste die Zurückhaltung der Verbraucher den Konzern, den Ausblick für das Gesamtjahr wie von Analysten erwartet zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten einzudampfen. Statt des bisher in Aussicht gestellten organischen Umsatzwachstums von mindestens drei Prozent rechnet Nestle nun nur noch mit rund zwei Prozent. Auch bei der Ergebnisprognose buchstabierte Nestle leicht zurück.
"Ein sehr schmerzhafter Rückschlag für Nestle, der in der jüngeren Firmengeschichte beispiellos ist", erklärte Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy. Es sei schwer zu verstehen, wie das Unternehmen noch im Juli ein Umsatzwachstum von rund vier Prozent habe erwarten können. "Für einen Supertanker wie Nestle ist die Abweichung in nur wenigen Monaten enorm." Die Priorität für das neue Managementteam bestehe nun darin, Nestle zu seinen Wurzeln zurückzuführen. "Die Aufgabe ist gewaltig und wird Zeit brauchen."
Der Firmenveteran Freixe will unter anderem mehr in die Marken investieren. Die dafür nötigen Mittel sollen mit Effizienzsteigerungen erarbeitet werden. Die bisher separaten Regionen Lateinamerika und Nordamerika würden zusammengeführt. Das China-Geschäft werde Teil der Einheit Asien, Ozeanien und Afrika. Mit der Reorganisation macht Freixe Änderungen seines Vorgängers rückgängig. Mark Schneider musste im Juli wegen des mauen Geschäftsverlaufs und des schwindenden Vertrauens der Anleger den Hut nehmen.
Es sei positiv, dass Nestle höhere Marketinginvestitionen über Effizienzgewinne finanzieren und damit deutlich niedrigere Margen vermeiden wolle, erklärte ZKB-Analyst Patrik Schwendimann. Falls es Nestle gelinge, das organische Wachstum margenschonend zu verbessern, könnte der Konzern allmählich wieder Vertrauen zurückgewinnen. "Für Nestle sprechen die tiefe Bewertung, die starke Marktstellung in attraktiven Geschäftsfeldern und die Aufbruchstimmung nach dem 'Trainer-Wechsel'", so Schwendimann. An der Börse zogen die Titel bis am Mittag 2,3 Prozent an.
(Bericht von Oliver Hirt, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)