Nachricht


12.05.2025 /15:56:55
FOKUS 1-Gegenwind für Rabe vor Abstimmung über Wiederwahl bei Adidas

*

AllianzGI, Union Investment und ISS gegen Wiederwahl

*

Kritik an Amterhäufung und verschleppter Nachfolge-Planung

*

Bertelsmann-Chef will ein weiteres Jahr im Amt bleiben
 
(neu: ISS, Union Investment)
München, 12. Mai (Reuters) -

Bertelsmann <BTGGg.F>-Chef Thomas Rabe droht bei seiner bevorstehenden Wiederwahl in den Adidas <ADSGn.DE>-Aufsichtsrat heftiger Gegenwind. Der einflussreiche Aktionärsberater ISS und die Fondsgesellschaften Union Investment und Allianz Global Investors (AllianzGI) haben angekündigt, den Aufsichtsratschef des Sportartikelkonzerns am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Fürth nicht noch einmal in das Gremium zu wählen. Zu den seit längerem bestehenden Bedenken wegen Ämterhäufung kommt nun der Vorwurf, dass Rabe sich als Vorsitzender des Nominierungsausschusses weder rechtzeitig um einen Nachfolger gekümmert noch für mehr Frauen im Aufsichtsrat gesorgt habe.

Der 59-Jährige steht seit 2020 an der Spitze des
Gremiums. Er hatte eigentlich für dieses Jahr seinen Rückzug bei
Adidas angekündigt, zumal er sich Ende 2026 ganz aus dem aktiven
Berufsleben zurückziehen will. Bei seiner Wahl im vergangenen
Jahr hatte er nur 69 Prozent der Aktionärsstimmen bekommen. Nun
tritt Rabe am Donnerstag aber für ein weiteres Jahr an. Für die
Bestätigung reicht eine einfache Mehrheit.
 
Schon 2024 hatte Adidas um eine Verlängerung des Mandats
von Rabe um ein Jahr gebeten, um Zeit zur Suche nach einem neuen
Aufsichtsratschef zu haben. "Seither hat das Unternehmen jedoch
weder einen Kandidaten vorgestellt noch eine überzeugende
Nachfolgeplanung vorgelegt", konstatierte AllianzGI. Rabes drei
Posten bei Bertelsmann, RTL - jeweils als Vorstandschef - und
bei Adidas seien ohnehin zu viel. Corporate-Governance-Expertin
Vanda Rothacker von Union Investment sagte: "Wir stimmen erneut
gegen die Wiederwahl von Herrn Rabe wegen Ämterhäufung und
unzureichender Nachfolgeplanung."
 
In einem Brief an die Aktionäre schreibt Rabe, eine
geordnete Übergabe erfordere "intensive Vorbereitungen und
Austausch. (...) Das weitere Jahr gibt uns die erforderliche
zusätzliche Zeit, um eine reibungslose Übergabe zu gewährleisten
- im Sinne der kurzfristigen Kontinuität und des langfristigen
Erfolgs des Unternehmens". Daher bitte er um seine Wiederwahl.
"Diese Entscheidung haben wir uns nicht einfach gemacht. Aber
wir glauben, dass es die richtige Entscheidung für adidas ist."
 
Bis zum nächsten Jahr werde er dann auch den
Frauenanteil im Aufsichtsrat erhöhen, versprach Rabe. Das hatte
vor allem Institutional Shareholder Services (ISS) angemahnt,
nach deren Empfehlungen sich viele angelsächsische Investoren
richten. Von den 16 Adidas-Aufsichtsräten sind vier Frauen,
davon nur zwei als Aktionärsvertreterinnen. Prominentestes
Mitglied ist die ehemalige Weltklasse-Leichtathletin Jackie
Joyner-Kersee.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.