(Neu: Libanon-Konferenz, Angriffe in Syrien, Putin) |
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Drei libanesische Soldaten getötet |
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Putin warnt vor umfassenden Krieg |
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Libanon-Hilfen aufgestockt |
Beirut/Jerusalem, 24. Okt (Reuters) - Im Nahen Osten |
werden Befürchtungen befeuert, der Konflikt könnte sich durch |
israelische Militärschläge in Syrien ausweiten. In der Nacht zum |
Donnerstag sei ein Wohnhaus im zentralen Stadtteil Kafr Susa in |
Damaskus angegriffen worden, teilte das syrische |
Verteidigungsministerium mit. Es habe Explosionen gegeben. Ziel |
sei auch eine militärische Einrichtung in Homs im Westen des |
Landes gewesen. Dabei sei ein Soldat getötet worden. An den |
Kriegsschauplätzen im Gazastreifen und im Süden des Libanons |
wurden die Kämpfe fortgesetzt. In Paris begann eine |
internationale Konferenz, die nach Wegen zur Beendigung der |
Kämpfe im Libanon sucht. |
In Homs wurden nach syrischen Angaben auch sieben Menschen verletzt. Es habe "materielle Schäden" gegeben, die jedoch nicht näher erläutert wurden. Durch Syrien führen Versorgungswege zur radikalen Hisbollah-Miliz im Libanon, der Transport von Waffen wird durch dem Iran nahestehende Gruppen organisiert. Israel greift seit Jahren Ziele in Syrien aus der Luft an und hat die Attacken seit Ausbruch des Gazakrieges verstärkt. Die Regierung in Jerusalem nimmt normalerweise zu den Angriffen in Syrien nicht Stellung.
Im Libanon kündigte die Hisbollah-Miliz am Mittwochabend an, sie werde erstmals auch Präzisionsraketen und neue Drohnentypen gegen Israel einsetzen. Nach Angaben des israelischen Militärs wurden vier Geschosse aus dem Libanon abgefeuert. Zwei seien abgefangen worden, die anderen beiden seien zu Boden gestürzt. Die radikal-islamische Gruppe reagierte damit offenbar auf Angriffe in bislang von Kämpfen verschonten Gebieten. Am Mittwoch waren zum ersten Mal Teile der Hafenstadt Tyros von Israel bombardiert worden.
Die libanesische Armee meldete am Donnerstag, drei ihrer Soldaten seien bei einem israelischen Angriff auf das Dorf Jater im Süden des Landes getötet worden. Die Männer seien dabei gewesen, bei der Evakuierung von Verletzten zu helfen. Das israelische Militär erklärte, es habe Kommando-Zentren der Hisbollah angegriffen, darunter auch ihr Hauptquartier an der Südfront. Die Hisbollah nahm zunächst nicht Stellung.
Im Gazastreifen hatte die Gesundheitsbehörde am Mittwochabend die Zahl der Getöteten mit 42 angegeben. Die meisten Todesfälle seien im Norden registriert worden, wo Israel vor rund zwei Wochen eine neue Offensive gestartet hat. Zu den jüngsten Toten zählen den Angaben nach auch Mohammed und Bilal Abu Atwi - ein Fahrer des UN-Hilfswerks UNRWA und sein Bruder. Sie sollen bei einem israelischen Angriff auf ihr als Hilfstransport gekennzeichnetes Fahrzeug gestorben sein. Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen vor gut einem Jahr wurden nach Angaben der dortigen Gesundheitsbehörde nahezu 42.900 Menschen getötet und mehr als 100.500 verletzt.
In Frankreich forderte Präsident Emmanuel Macron zum Auftakt der Libanon-Konferenz, der UN-Einsatz Unifil müsse um 6000 Soldaten aufgestockt werden. Der Einsatz müsse der Lage angepasst werden, Angriffe auf die Truppe seien inakzeptabel. Er kündigte französische humanitäre Hilfen im Wert von 100 Millionen Euro an. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock erklärte in Paris, Deutschland stelle dem Libanon insgesamt zusätzlich 96 Millionen Euro zur Verfügung.
Im russischen Kasan warnte auch Präsident Wladimir Putin vor einem Flächenbrand in Nahost. "Die Kämpfe, die vor einem Jahr im Gazastreifen begonnen haben, haben sich mittlerweile auf den Libanon ausgeweitet", sagte er bei einem Gipfeltreffen der Brics-Staaten. Auch das Ausmaß der Konfrontation zwischen Israel und dem Iran habe zugenommen. "All dies gleicht einer Kettenreaktion und bringt den gesamten Nahen Osten an den Rand eines umfassenden Krieges." Chinas Präsident Xi Jinping forderte auf dem Treffen eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Wiederbelebung der Zweistaatenlösung. Diese auch vom Westen unterstützte Lösung sieht die Schaffung eines Palästinenserstaates neben Israel vor. Die Regierung in Jerusalem lehnt das jedoch strikt ab.
(Bericht von Nidal al-Mughrabi, Laila Bassam, Timour Azhari, Maya Gebeily, und Maayan Lubell, geschrieben von Hans Busemann, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)