Berlin, 24. Okt (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft kann laut der Bundesbank auch zum Jahresende nicht mit einem Aufschwung rechnen. "Im vierten Quartal könnte die wirtschaftliche Aktivität aus heutiger Sicht in etwa stagnieren", heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht. Im Sommerquartal sei das Bruttoinlandsprodukt wohl "erneut etwas zurückgegangen", nachdem es bereits im Frühjahr um 0,1 Prozent geschrumpft war. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird von einer technischen Rezession gesprochen.
"Auch wenn für die deutsche Wirtschaft derzeit weiterhin keine Rezession im Sinne eines deutlichen, breit angelegten und länger anhaltenden Rückgangs der Wirtschaftsleistung zu erwarten ist, steckt sie doch nach wie vor in der seit Mitte 2022 anhaltenden Schwächephase fest", so das Fazit der Bundesbank.
Noch keine vollständige Entwarnung gibt sie in Sachen Inflation. Zwar sank die Teuerungsrate im September auf - nach europäischen Standards berechneten - 1,8 Prozent. Zum Jahresende dürfte sie aber wieder höher liegen. "In den nächsten Monaten wird die Teuerungsrate voraussichtlich wieder ansteigen", betonte die Bundesbank. "Der Grund hierfür sind unter anderem Basiseffekte bei Energie." So hätten die Rohölpreise im September des vergangenen Jahres einen Hochpunkt erreicht und seien danach wieder gesunken, was nun die Inflation antreiben könnte. "Auch für Nahrungsmittel ist ? wegen der zuletzt gestiegenen Rohstoffpreise ? mit einer höheren Inflationsrate zu rechnen." Schließlich dürfte sich die Teuerung bei Dienstleistungen noch eine Weile auf erhöhtem Niveau halten: "Vor dem Hintergrund kräftig steigender Löhne vollzieht sich die Disinflation in diesem Bereich weiterhin sehr viel langsamer als bei den Industriegütern."
Der Bundesbank zufolge könnte das Lohnwachstum in Deutschland in den kommenden Quartalen weiterhin "etwas stärker" als im Euroraum insgesamt ausfallen. "Zwar sind bei den Dienstleistern in Deutschland die Reallohnverluste infolge des Inflationsschubs schon stark aufgeholt, doch schlug sich dies bisher kaum in einer Mäßigung der Lohnforderungen nieder", heißt es im Monatsbericht. "Hier scheint sich der große Fachkräftemangel in den Dienstleistungsbranchen niederzuschlagen." Im Verarbeitenden Gewerbe, das stärker mit konjunkturellem Gegenwind kämpft, gebe es noch einen gewissen Nachholbedarf bei dem Reallohnausgleich. Dies dürfte für sich genommen lohnsteigernd wirken.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Reinhard Becker. - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)