Moskau, 24. Okt (Reuters) - Die russischen Streitkräfte sind nach Darstellung russischer Medien und Militärblogger in der Ostukraine zuletzt rasch vorgerückt. "Die Verteidigung des Feindes ist plötzlich zusammengebrochen", erklärte am Donnerstag Juri Podoljaka, ein prominenter prorussischer Blogger. Schnelle Geländegewinne würden insbesondere aus der Kohlestadt Selydowe im Donbass gemeldet, hieß es weiter in russischen Medien und bei anderen Bloggern. Demnach hat Russland einige Teile des Ortes eingenommen, der vor dem Krieg gut 20.000 Einwohner zählte. Der Zeitung "Komsomolets" zufolge rückten russische Soldaten nun auf das Stadtzentrum vor.
Die Nachrichtenagentur Reuters konnte die Angaben zunächst nicht überprüfen. Dem ukrainischen Generalstab zufolge fanden die heftigsten russischen Angriffe in der Nähe von Selydowe statt. Diese Offensive werde mit Kampfflugzeugen und Bombern unterstützt. Ob die russischen Streitkräfte sich in der Stadt befanden und ob die ukrainischen Verteidiger sich zurückgezogen haben, wurde nicht mitgeteilt. Den öffentlich verfügbaren Informationen zufolge sind die russischen Streitkräfte im September so schnell vorgerückt wie seit der Invasion im Februar 2022 nicht mehr. Die Ukraine hat ihrerseits Teile der russischen Oblast Kursk eingenommen.
Die Einnahme von Selydowe würde den Weg freimachen für einen russischen Vorstoß auf Pokrowsk, ein für die Ukraine wichtiges Logistikzentrum. Russland kontrolliert gegenwärtig etwa ein Fünftel der Ukraine, darin eingerechnet die 2014 annektierte Halbinsel Krim. Insbesondere haben die russischen Streitkräfte etwa 80 Prozent der Kohle- und Stahlregion des Donbass eingenommen, der sich über die Regionen Donezk und Luhansk erstreckt. Auch Saporischschja und Cherson sind zu etwa 70 Prozent in russischer Hand. Präsident Wladimir Putin erklärte am Donnerstag im Zuge des Treffens der Brics-Staaten, es werde versucht, Russland in der Ukraine eine strategische Niederlage zuzufügen. Dies werde scheitern.
(Bericht von Guy Faulconbridge Geschrieben von Scot W. Stevenson, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)