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Neos: statt "kein Weiter wie bisher" drohte "Weiter wie immer"
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Zentrale Streitpunkte: Haushalt und Investitionen |
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Weiteres Vorgehen unklar |
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FPÖ legte in Umfragen zuletzt weiter zu | |
(Neu: | Zitate, Details, Hintergrund) |
Wien/Berlin, 03. Jan (Reuters) - In Österreich sind die | |
Koalitionsverhandlungen zwischen der konservativen ÖVP, der | |
sozialdemokratischen SPÖ und den liberalen Neos geplatzt. Die | |
Neos brachen am Freitag die Gespräche überraschend ab. Damit | |
scheiterte der Versuch, eine Drei-Parteien-Regierung unter | |
Ausschluss der rechten FPÖ zu bilden. Die russlandfreundlichen | |
EU-Skeptiker waren aus der Parlamentswahl Ende September als | |
stärkste Kraft hervorgegangen. Sie hatten aber keinen Auftrag | |
zur Regierungsbildung erhalten, da die anderen Parteien nicht | |
mit ihr | und ihrem umstrittenen Chef Herbert Kickl |
zusammenarbeiten wollen. Wie es weitergehen soll, war zunächst | |
unklar. | |
Die Neos-Vorsitzende Beate Meinl-Reisinger begründete | |
den Ausstieg aus den seit Wochen laufenden Gesprächen mit | |
mangelndem Reformwillen und dem Fehlen einer gemeinsamen Vision. | |
Die Verhandlungen mit der ÖVP von Bundeskanzler Karl Nehammer | |
und der | SPÖ seien nicht ehrgeizig genug gewesen und hätten keine |
zufriedenstellenden und ausreichenden Fortschritte gemacht, | |
sagte sie auf einer eilig anberaumten Pressekonferenz. In den | |
vergangenen Tagen sei bei den Neos der Eindruck entstanden, dass | |
in zentralen Fragen "leider nicht nur keine Fortschritte erzielt | |
wurden, | ... sondern eigentlich Rückschritte gemacht wurden". |
Dabei sei es vor allem um Haushaltsfragen und Investitionen in | |
die Zukunft gegangen. | |
In den Gesprächen sei kein Durchbruch mit Schwarz-Rot | |
gelungen und für grundsätzliche Reformen habe es diese Woche | |
mehrfach ein "Nein" gegeben, kritisierte Meinl-Reisinger. Die | |
Rückschritte würden bedeuten, dass aus dem "kein Weiter wie | |
bisher" | doch ein "Weiter wie immer" passieren könne. "Der |
nötigen | Reparatur steht also keine Reform gegenüber, den nötigen |
Einschnitten kein Spielraum für Entlastung, Investition und | |
Zuversicht." | |
Meinl-Reisinger fügte aber hinzu, dass die Neos nach wie | |
vor bereit seien, im Parlament Projekte zu unterstützen, über | |
die man | sich in den Gesprächen bereits einig gewesen sei. Das |
würde den Weg für ein Bündnis aus ÖVP und SPÖ ebnen, die zwar | |
auch zu | zweit über eine Mehrheit im Nationalrat verfügen, |
allerdings beträgt diese nur eine Stimme. Möglich wären aber | |
auch Gespräche mit den Grünen. | |
Sollte es eine Neuwahl geben, könnte sich die FPÖ | |
Hoffnungen machen, ihren Vorsprung sogar noch auszubauen. In | |
Umfragen hat sie seit der Wahl vor einem Vierteljahr weiter | |
zugelegt. Die Dreier-Gespräche hatte die FPÖ angesichts ihres | |
Wahlsiegs von Anfang an als undemokratisch kritisiert. Sie warf | |
ÖVP, SPÖ und Neos vor, eine "Koalition der Verlierer" bilden zu | |
wollen. |
(Bericht von Francois Murphy und Christian Rüttger, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)