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03.01.2025 /14:24:20
FOKUS 1-Baerbock im Auftrag der EU in Damaskus - Gespräche über Neuanfang

(neu: Baerbock Äußerungen in Syrien, Scholz, Syrischer Außenminister)

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Baerbock mit französischem Kollege Barrot in Syrien

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Erster Besuch von EU-Ministern seit Machtwechsel in Damaskus

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Baerbock: Kommen mit ausgestreckter Hand, aber auch Erwartungen
 
Damakskus/Berlin/Paris, 03. Jan (Reuters) -

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und ihr französischer Kollege Jean-Noel Barrot loten im Auftrag der EU in Damaskus eine Zusammenarbeit mit den neuen syrischen Machthabern aus. Die Grünen-Politikerin erklärte am Freitag, sie komme mit ausgestreckter Hand, aber auch mit klaren Erwartungen. "Den Neuanfang kann es nur geben, wenn die neue syrische Gesellschaft allen Syrerinnen und Syrern, Frauen wie Männern, gleich welcher ethnischen oder religiösen Gruppe, einen Platz im politischen Prozess einräumt, Rechte gewährt und Schutz bietet." Nach Jahrzehnten der Unterdrückung und dem jahrelangen Bürgerkrieg schöpfe Syrien Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Barrot sagte, er hoffe auf ein "souveränes, stabiles und friedliches Syrien". Die Minister sprechen unter anderem mit De-facto-Machthaber Ahmed al-Scharaa von der islamistischen HTS-Miliz, die noch auf der Terrorliste unter anderem der EU steht. Syriens Außenminister Asaad Hassan Al-Shibani sicherte bei einem Besuch in Saudi-Arabien zu, man wolle eine Regierung unter Beteiligung aller Bevölkerungsgruppen bilden.

Knapp einen Monat nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Baschar
al-Assad sind Baerbock und Barrot die ersten EU-Minister, die Syrien nach dem
Machtwechsel besuchen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte am Rande eines
Unternehmensbesuches in Deutschland, man stehe im intensiven Kontakt mit den
neuen Machthabern und wolle sehen, wie man die Beziehungen weiter entwickeln
könne. Auch er verwies darauf, dass alle Bevölkerungsgruppen in Syrien
berücksichtigt werden müssten.
 
Baerbock besuchte zunächst das berüchtigte Foltergefängnis Seidnaja in
der Nähe von Damaskus. Sie würdigte dort die Arbeit der sogenannten Weißhelme,
einer zivilgesellschaftlichen Organisation, die in nicht von Assad
kontrollierten Gebieten humanitäre und medizinische Hilfe geleistet hatte. Die
Verbrechen des Assad-Regimes müssten weiter aufgeklärt werde und dürften nicht
ungesühnt bleiben. "Wir können alle als internationale Gemeinschaft dazu
beitragen, dass es zu Gerechtigkeit kommt", sagte sei. Beweise würden gesammelt.
Sednaja gilt als Sinnbild für die Unterdrückung der Opposition unter Assad. Die
Freilassung der Gefangenen dort und auch anderer Haftanstalten wurde ausgelassen
gefeiert.
 
NOCH UNKLARHEIT ÜBER POLITISCHE ZIELE DER NEUEN MACHTHABER
 
Am 8. Dezember hatten Aufständische unter der Führung der HTS nach einer
nur wenige Tage dauernden Offensive die Kontrolle über Damaskus übernommen und
die jahrzehntelange autokratische Herrschaft der Familie Assad beendet. Die in
der Vergangenheit mit Al-Kaida und dem Islamischen Staat verbündete HTS
demonstriert seitdem Mäßigung und den Willen, sämtliche Gruppen des
Vielvölkerstaats Syrien zu respektieren. Daran gibt es jedoch Zweifel.
 
"Wir wissen, wo die HTS ideologisch herkommt, was sie in der
Vergangenheit getan hat", erklärte Baerbock. "Wir hören und sehen aber auch den
Wunsch nach Mäßigung und nach Verständigung mit anderen wichtigen Akteuren." Die
Aufnahme erster Gespräche mit den kurdisch dominierten Syrian Democratic Forces
(SDF) sei ein wichtiges Zeichen in diese Richtung. "Wir werden die HTS weiter an
ihren Taten messen. Bei aller Skepsis dürfen wir jetzt nicht die Chance
verstreichen lassen, die Menschen in Syrien an diesem wichtigen Scheideweg zu
unterstützen."
 
Syriens Außenminister Al-Shibani betonte während eines Besuch in
Saudi-Arabien auf der Plattform X: "Bei unserem Besuch haben wir unsere Vision
einer Regierung vermittelt, die auf Partnerschaft und Effizienz unter Einschluss
aller syrischen Gruppen setzt." Ziel sei ein Plan für eine wirtschaftliche
Entwicklung mit Investitionen und strategischen Partnerschaften, um die
Lebensbedingungen zu verbessern.
 
Baerbock sagte ferner, es sei Zeit für Russland, seine
Militärstützpunkte in Syrien zu räumen. Es sei der russische Präsident Wladimir
Putin gewesen, der Assad so lange gestützt habe, der die Verbrechen des Regimes
gedeckt und unterstützt habe. "Das syrische Volk wird die massiven Bombardements
und Menschenrechtsverletzungen nicht vergessen." Russland stand jahrelang hinter
Assad und hat militärisch zugunsten des Machthabers in dem insgesamt 13 Jahre
währenden Bürgerkrieg eingegriffen. Assad ist nach Russland geflohen.

(Bericht von Miranda Murray und Christian Götz, Markus Wacket in Berlin, John Irish und Dominique Vidalon in Paris, Claudia Tanios in Duba, redigiert von Hans Busemann Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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