Berlin, 04. Jan (Reuters) - Das Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank Burkhard Balz hält die Einführung des digitalen Euro und eines europäischen Zahlungssystems für ein wichtiges strategisches Projekt, um Europa im Zahlungsverkehr von den USA und China unabhängig zu machen. "Der Umgang mit den USA und China wird rau werden. Wir müssen uns gut festschnallen", sagte Balz der "Süddeutschen Zeitung" laut einem Vorabbericht. "Es geht um Autonomie, Resilienz und Effizienz. Wir sollten uns künftig weniger auf US-Anbieter wie Paypal und Mastercard verlassen", erläuterte demnach Balz, der im Vorstand der Bundesbank für das Projekt Digitaler Euro verantwortlich ist.
Selbstverständlich seien die USA ein Europa freundlich gesinnter Staat, fügte Balz laut Vorabbericht hinzu. "Aber Europa hat immer noch das Restrisiko, dass die Daten in den USA liegen. Die Entscheidung, ob man als Ultima Ratio ein solches Zahlungssystem abklemmt, liegt außerhalb Europas. Da brauchen wir uns auch nichts vorzumachen". Auch mit China könne es Probleme geben. Ein Beispiel dafür habe man während der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland gesehen. "Auf einigen Fanmeilen ? zum Beispiel in Frankfurt ? konnte man nur mit Alipay oder in bar bezahlen".
Bei dem digitalen Euro geht es um digitales Geld, das von der EZB und der Bundesbank herausgegeben würde. Bis Ende des Jahres möchten die EZB und die EU die grundlegenden Fragen zum digitalen Euro geklärt haben, mit der Einführung wird bis 2030 gerechnet. Damit einher geht der Aufbau eines europäischen Zahlungssystems.
Laut dem Vorabbericht beziffert Bundesbankvorstand Balz die Kosten für das Projekt auf rund 1,2 Milliarden Euro. "Dies wird aber nur ein Teil der Kosten sein. Hinzu kommen Kosten für die Infrastruktur für die Abwicklung der Zahlungen mit dem digitalen Euro, die sich derzeit noch nicht beziffern lassen."
Kryptowerte hält Balz dem Vorabbericht zufolge für ungeeignet, den Massenzahlungsverkehr abzuwickeln. "Im Bitcoin-Netzwerk werden heute weltweit rund 500.000 Transaktionen abgewickelt. Allein in Deutschland haben wir am Tag durchschnittlich knapp 80 Millionen unbare Zahlungen."
Befürchtungen, das Projekt besiegele das Ende des Bargelds, wies Balz gegenüber der Zeitung zurück. "Wir stehen zum Bargeld, wir wollen Bargeld auch weiterhin voranbringen und Wahlfreiheit bieten. Wann immer Menschen mit Bargeld bezahlen möchten, soll das möglich sein."
Lediglich 17 Prozent konnten laut Bundesbank richtig angegeben, dass es sich dabei um digitales Geld handelt, das von der EZB und der Bundesbank herausgegeben würde. Mit dem Digitalgeld als Ergänzung zum Bargeld soll unter anderem der zunehmenden Konkurrenz im digitalen Zahlungsverkehr durch US-Unternehmen wie Paypal oder Apple Pay und dem Vormarsch von Kryptodevisen wie Bitcoin und Ethereum etwas entgegengesetzt werden. Laut Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz kann nach jetziger Planung frühestens 2028 mit dem digitalen Euro bezahlt werden.
Die EZB und die Bundesbank hatten in der Vergangenheit immer wieder betont, dass das Bargeld nicht abgeschafft werden soll.Die Bundesbank rechnet frühestens 2028/2029 mit der Einführung einer digitalen Version der Gemeinschaftswährung im Euroraum.
(Bericht von Esther Blank. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)