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13.09.2024 /19:38:18
FOKUS 2-Boeing-Mitarbeiter streiken erstmals seit 2008

(neu: Finanzchef)
Seattle, 13. Sep (Reuters) - Beim US-Flugzeugbauer
Boeing <BA.N> wird zum ersten Mal seit 16 Jahren gestreikt. Die
Produktion des meistverkauften Jets 737 MAX und anderer
Flugzeuge in den Werken rund um Seattle und Portland im
Nordwesten der USA kam zum Erliegen. Von den rund 30.000
Mitarbeitern der Gewerkschaft IAM dort hätten 96 Prozent für
eine Arbeitsniederlegung gestimmt und ein vorheriges Angebot von
Boeing abgelehnt. "Es geht um Respekt, es geht darum, die
Vergangenheit anzuerkennen und es geht darum, für unsere Zukunft
zu kämpfen", sagte Gewerkschaftsvertreter Jon Holden. Die
versammelten Mitglieder skandierten: "Streik! Streik! Streik!"

Am Sonntag hatte der Konzern angesichts eines drohenden Streiks ein Gehaltsplus von 25 Prozent versprochen. Die Lohnerhöhung sowie weitere Verbesserungen wie eine zwölfwöchige Elternzeit sollten vier Jahre lang gelten. Die IAM hatte ihren Mitgliedern empfohlen, das Angebot anzunehmen. Doch viele Beschäftigte reagierten verärgert und forderten die ursprünglich verlangte Lohnerhöhung von 40 Prozent. Der Streik begann am Freitag um Mitternacht (Ortszeit; 09.00 Uhr MESZ). Nach Daten des Analysehauses Melius Research stieg die durchschnittliche Vergütung in der Luft- und Raumfahrt und der Verteidigungsindustrie zwischen 2018 und 2023 um zwölf Prozent, während sie bei Boeing um sechs Prozent sank.

Boeing zeigte sich nun gesprächsbereit: "Wir sind weiter entschlossen, unsere Beziehung zu unseren Mitarbeitern und der Gewerkschaft neu zu gestalten ? und wir sind bereit, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, um eine neue Vereinbarung zu erreichen." Finanzchef Brian West sagte, der Streik werde die Produktion und die Auslieferungen des Flugzeugbauers und Airbus <AIR.PA> <AIRG.DE>-Rivalen beeinträchtigen. Die Rating-Agentur Fitch erklärte, ein längerer Streik könnte erhebliche betriebliche und finanzielle Auswirkungen haben und das Risiko einer Herabstufung erhöhen.

Auch die Gewerkschaft wolle so schnell wie möglich wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren, sagte Holden. Wie lange der Streik dauern werde oder wann die Gespräche fortgesetzt werden sollten, sagte er aber nicht. "Das ist etwas, das wir von Tag zu Tag, von Woche zu Woche, angehen."

Mit dem Streik verschärft sich die angespannte Lage beim Airbus <AIR.PA>-Konkurrenten. Anfang des Jahres hatte sich in einer Boeing 737 MAX-9 von Alaska Airlines mit 171 Passagieren mitten im Flug ein Teil der Kabinenwand gelöst. Auch das Rüstungsgeschäft steckt in Schwierigkeiten, die Sparte verlor in den vergangenen beiden Jahren Milliarden. Der Flugzeugbauer kämpft zudem mit einem hohen Schuldenberg und chronischen Lieferverzögerungen, die sich nun verschärfen könnten. Ein anhaltender Streik würde sich auf die Fluggesellschaften auswirken, die auf die Jets von Boeing angewiesen sind. Betroffen wären auch Zulieferer, die Teile für die Flugzeuge herstellen.

(Bericht von Joe Brock, Allison Lampert und David Shepardson, geschrieben von Philipp Krach und Olaf Brenner Redigiert von Scot W. Stevenson Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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