Washington Crossing, 17. Okt (Reuters) - Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hat für den Fall ihres Wahlsieges einen eigenständigen politischen Kurs im Vergleich zu Amtsinhaber Joe Biden angekündigt. "Lassen Sie es mich ganz klar sagen: Meine Präsidentschaft wird keine Fortsetzung der Präsidentschaft von Joe Biden sein", sagte sie am Mittwoch in einem Interview des Senders Fox News. Einzelheiten nannte sie nicht. Auf die Frage, warum sie die geistige Fitness von Biden vor dessen Rückzug von der Kandidatur verteidigt habe, sprach sie ihm das nötige Urteilsvermögen und die nötige Erfahrung für das Amt zu. Jedoch stehe ohnehin Biden nicht auf dem Stimmzettel, sondern Donald Trump, sagte sie dem Moderator Bret Baier weiter.
Das etwa halbstündige Interview war vom Tonfall her vergleichsweise aggressiv, Baier und Harris fielen sich wiederholt ins Wort. Die amtierende Vizepräsidentin sah sich zudem mit Fragen zu ihrer Einwanderungspolitik konfrontiert. Unmittelbar nach dem Gespräch erklärte das Wahlkampfteam des republikanischen Kandidaten Trump, das Interview sei für Harris katastrophal verlaufen. Fox News gilt als eher konservativ. Der Sender zahlte im vergangenen Jahr 787 Millionen Dollar als Teil eines Vergleichs an einen Hersteller von Wahlmaschinen. Dieser hatte geklagt, nachdem einige Moderatoren von Fox fälschlicherweise erklärt hatten, die Maschinen seien bei der Abstimmung 2020 manipuliert worden.
Biden hatte im Juli seine Kandidatur aufgegeben, nachdem insbesondere ein TV-Duell gegen Trump Zweifel an seiner Fitness aufgeworfen hatte. Nun tritt Harris am 5. November gegen Trump an. In der jüngsten Reuters-Umfrage lag sie marginal vorn mit 46 zu 43 Prozent. Wegen des vergleichsweise komplizierten Systems bei der Präsidentenwahl wird von einem sehr knappen Ergebnis ausgegangen.
(Bericht von Nandita Bose und Stephanie Kelly geschrieben von Scot W. Stevenson, redigiert von Katharina Loesche. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)