Berlin, 24. Okt (Reuters) - Die Wirtschaft der Euro-Zone ist einer Unternehmensumfrage zufolge im Oktober den zweiten Monat in Folge leicht geschrumpft. Der Einkaufsmanagerindex stieg zwar minimal auf 49,7 Zähler, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Donnerstag mitteilte. Das Barometer verharrte jedoch im rezessiven Bereich, da erst bei 50 Punkten die Wachstumsschwelle erreicht ist. Das Barometer, bei dem Manager die Geschäftsbedingungen beurteilen, wird von Investoren als Frühindikator für die Konjunktur stark beachtet. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Wert von 49,8 Punkten gerechnet.
Die Euro-Zone schaffte den Sprung über die Wachstumsschwelle nicht, obwohl die deutsche Wirtschaft ihre Talfahrt im Oktober überraschend stark abbremste. Ausschlaggebend für den anhaltenden Abschwung im Euroraum war die anhaltende Nachfrageschwäche, was die fünften Auftragsverluste in Folge zeigten. Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist sanken auf ein Elf-Monatstief, wie S&P Global weiter mitteilte.
Die minimalen Wachstumseinbußen im Euroraum kaschierten demnach die unterschiedliche Entwicklung zwischen der Industrie und dem Servicesektor. So wurde die Produktion ein weiteres Mal kräftig zurückgefahren, im Vergleich zu September jedoch mit leicht verringerter Rate. Der Dienstleistungssektor vermeldete trotz Nachfrageflaute weiter Zuwächse. Dieses Barometer sank jedoch auf 51,2 Punkte - den tiefsten Wert seit Februar.
"In der Eurozone kann man praktisch von einer Stagnation sprechen", so das Fazit von Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank - der Sponsorin der Umfrage. Auf der Länderebene sei zu beobachten, dass der Abwärtstrend in Frankreich durch den abgemilderten Rückgang in Deutschland ausgeglichen wurde: "Derzeit ist unklar, ob sich die Lage in naher Zukunft weiter verschlechtert oder verbessert."
Die Volkswirte der Europäischen Zentralbank senkten jüngst ihren Ausblick für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes im laufenden Jahr leicht auf 0,8 Prozent. Im Dezember legen sie eine aktualisierte Projektion vor. Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau warnte jüngst vor der Gefahr, dass die Inflation zu niedrig ausfalle, "insbesondere wenn das Wachstum unterdurchschnittlich bleibt".
Die EZB hat dieses Jahr den Leitzins schon drei Mal gesenkt. Anleger rechnen angesichts stark gesunkener Inflationsraten und der mauen Konjunktur für die nächsten Sitzungen der Notenbank mit weiteren Zinsschritten nach unten.
(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Rene Wagner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)