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21.10.2024 /15:47:05
FOKUS 1-Rückversicherer uneins über Elementar-Pflichtversicherung

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Münchener Rück: Würden Pflichtversicherung begrüßen

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Hannover Rück: Bräuchten 15 Mrd Euro mehr Kapazität
 
(neu: Hannover Rück, Aon)
Baden-Baden, 21. Okt (Reuters) -

Die beiden größten deutschen Rückversicherer sind sich uneinig über die Ausgestaltung einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden wie Hochwasser und Starkregen. "Wir würden eine Pflichtversicherung begrüßen", sagte Munich-Re-Vorstandsmitglied Clarisse Kopff am Montag auf dem Rückversicherer-Treffen in Baden-Baden. Voraussetzung sei aber, dass die Prämien sich konsequent am Risiko orientierten, dem die Gebäude ausgesetzt seien. Die Versicherungsbranche könne das alleine stemmen, eine Beteiligung des Staates sei nicht nötig, sagte Kopff. In Ländern, wo sich Versicherer und Staat das Risiko teilten, seien die Preise oft nicht risikoadäquat.

Dagegen ist Hannover-Rück <HNRGn.DE>-Vorstand Michael
Pickel skeptisch, ob die Versicherer dabei ohne staatliche Hilfe
auskämen. Um eine flächendeckende Pflichtversicherung anbieten
zu können, müssten die Rückversicherer 15 Milliarden Euro mehr
Kapazität bereitstellen - "und das sehe ich nicht". Staatliche
Garantien wären von daher "nicht falsch". Der Deutschland-Chef
des Rückversicherungsmaklers Aon <AON.N>, Jan-Oliver Thofern,
zeigte sich dagegen im Gespräch mit Reuters optimistisch, dass
sich die zusätzlichen Kapazitäten mobilisieren ließen, notfalls
am Kapitalmarkt. Er sei aber gegen eine Pflichtversicherung, da
sich fast alle Hausbesitzer schon jetzt versichern könnten. "Es
gibt einen funktionierenden Markt."
Die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer wollen unter
dem Eindruck sich häufender Hochwasser- und
Starkregen-Katastrophen alle Hausbesitzer zwingen, sich gegen
diese Schäden abzusichern. Der Branchenverband GDV und das
Bundesjustizministerium sind dagegen und wollen die
Versicherungsquote von derzeit nur gut 50 Prozent mit milderen
Mitteln erhöhen - etwa mit einer "Opt-out"-Lösung, bei der die
Kunden den obligatorischen Schutz bewusst abwählen müssen. Der
GDV hält zumindest flankierende Maßnahmen beim Bau und der
Absicherung von Gebäuden für nötig, bevor die
Versicherungsbranche für alle Schäden haften könne. Bei Sturm
und Hagel liegt die Quote bereits bei 95 Prozent - ohne eine
Pflichtversicherung.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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