Nachricht


01.07.2024 /12:20:06
FOKUS 1-Europas Börsen nach Frankreich-Wahl im Aufwind

*

Unsicherheit an den Börsen hält an

*

Frankreichs Banken im Rally-Modus

*

Euro zieht an

*

Deutsche Inflation im Fokus
 
(Neu: Europäische Börsen, französische Banken, Euro, Inflation)
Frankfurt, 01. Jul (Reuters) - Nach der ersten Wahlrunde
in Frankreich hat sich an den europäischen Aktienmärkten
zunächst Erleichterung breitgemacht. "Das Risiko eines radikalen
Politikwechsels in Frankreich hat abgenommen, und das Aufatmen
an den Börsen ist heute Morgen deutlich zu spüren", konstatierte
Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. Der Dax <.GDAXI>
zog am Montag in der Spitze um 1,2 Prozent an, bevor er einen
Teil der Gewinne wieder abgab und mittags ein halbes Prozent
fester bei 18.324 Punkten lag. Der EuroStoxx50 <.STOXX50E> zog um
ein Prozent auf 4937 Zähler an.

Spitzenreiter in der Region war der französische Leitindex CAC 40 <.FCHI> mit einem Plus von bis zu 2,8 Prozent. "Marine Le Pen könnte am kommenden Sonntag bei der Stichwahl Probleme haben, sich gegen das Bündnis gegen ihre Partei durchzusetzen", sagte Stanzl. Die Ankündigung von Neuwahlen im vergangenen Monat durch Präsident Emmanuel Macron hatte französischen Vermögenswerten einen Schlag versetzt und an den Finanzmärkten für Wirbel gesorgt. Bedenken über die Haushaltsdisziplin Frankreichs unter einer neuen Regierung ließen den CAC 40-Index am Freitag auf den niedrigsten Schlussstand seit mehr als fünf Monaten fallen.

FRANZÖSISCHE BANKEN IM HÖHENFLUG

Zu den größten Gewinnern nach der ersten Wahlrunde gehörten französische Kreditinstitute. Die Titel der drei größten Banken des Landes, BNP Paribas <BNPP.PA>, Credit Agricole <CAGR.PA> und Societe Generale <SOGN.PA> kletterten in der Spitze um 5,8 bis 8,6 Prozent nach oben. Die Kurse französischer Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit <FR10YT=RR> stiegen zunächst leicht und drückten die Rendite um etwa zwei Basispunkte auf 3,272 Prozent. Dagegen fiel die Nachfrage nach zehnjährigen Bundesanleihen <DE10YT=RR>, die als sicherer Hafen angesehen werden.

Dies trug dazu bei, die Lücke zwischen französischen und deutschen zehnjährigen Schuldtiteln zu verringern. Der Aufschlag <DE10FR10=RR> schmolz um sieben auf 73,4 Basispunkte, blieb damit aber in Sichtweite des 12-Jahreshochs der letzten Woche von über 82 Basispunkten.

Ein Parlament ohne klare Mehrheit bleibe das wahrscheinlichste Ergebnis, sagte Holger Schmieding, Chefvolkswirt bei Berenberg. "Das Risikoszenario, dass die vereinigte Linke die Macht übernehmen und ihre kostspielige Agenda umsetzen könnte, scheint weiter zurückgegangen zu sein." Der rechte Rassemblement National (RN) ist aus der ersten Runde der Parlamentswahl laut dem offiziellen Endergebnis mit 33 Prozent der Stimmen als stärkste Kraft hervorgegangen. Auf Platz zwei landete das Linksbündnis mit 28 Prozent. Das Mitte-Lager von Präsident Emmanuel Macron, der selbst nicht zur Wahl stand, kam bei der Abstimmung am Sonntag auf 20 Prozent.

UNSICHERHEIT BLEIBT

"Der Markt beginnt zu verstehen, dass eine rechtsgerichtete Mehrheit weniger wahrscheinlich und weniger gefährlich ist", sagte Ben Gutteridge, Portfoliomanager bei Invesco. "Diese Entwicklung könnte für die Märkte weiterhin eine Quelle kurzfristiger Erleichterung sein." Allerdings bleibe die Unsicherheit bis zur entscheidenden zweiten Runde der Wahlen am kommenden Sonntag.

Am Devisenmarkt zog der Euro <Eur=> zum Wochenstart um bis zu 0,6 Prozent auf 1,0776 Dollar an. "Solange es mit Bundesanleihen einen Euro-denominierten sicheren Hafen gibt, gibt es für globale Anleger selbst in extremen Krisen keinen Grund, den Euro zu verlassen", sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann.

Im Blick haben Börsianer zum Wochenauftakt auch die im Tagesverlauf anstehenden Verbraucherpreisdaten für Juni. Im Mai hatte die Teuerung in Deutschland erstmals in diesem Jahr angezogen. Die am Montagvormittag aus mehreren Bundesländern gemeldeten Preisdaten deuteten auf ein leichtes Abflauen des Preisauftriebs hin. So sank im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen die Inflationsrate auf 2,2 Prozent, nachdem sie im Mai noch 2,5 Prozent betragen hatte.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)



Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.