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22.10.2024 /09:25:01
STICHWORT-Deswegen ist Indien so wichtig für die deutsche Industrie

Berlin, 22. Okt (Reuters) - In dieser Woche geben sich deutsche Politiker und Wirtschaftsvertreter in Neu-Delhi die Klinke in die Hand. Sie umgarnen Indien als Handels- und auch Sicherheitspartner in Asien. Kanzler Olaf Scholz (SPD) wird am Freitag den indischen Ministerpräsidenten Narendra Modi treffen und bei den Regierungskonsultationen beider Staaten für eine vertiefte Zusammenarbeit werben.

Warum ist Indien so wichtig für die deutsche Wirtschaft? Ein Überblick:

EINWOHNER

Indien ist seit 2023 mit 1,429 Milliarden Menschen das bevölkerungsreichste Land der Erde und hat anders als China oder Deutschland nicht mit einer alternden Bevölkerung zu kämpfen. Rund die Hälfte der Bevölkerung ist zwischen 25 und 64 Jahren alt. Zugleich ist Indien auch die größte Demokratie der Erde. Geschäftssprachen sind Englisch und Hindi.

WIRTSCHAFTSKRAFT

2023 summierte sich die Wirtschaftsleistung auf dem Subkontinent auf 3,57 Billionen Dollar. Dieses Jahr dürften es Schätzungen zufolge bereits fast vier Billionen Dollar werden. Indien überholte 2022 Großbritannien und ist seitdem die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt. Wenn die Berechnungen von Ökonomen zutreffen, wird Indien bis Ende des Jahrzehnts auch Deutschland und Japan überholen und die neue Nummer drei hinter den USA und China werden. Schwachpunkt: Die Wirtschaftskraft pro Kopf ist in Indien extrem niedrig im Vergleich mit den anderen großen Wirtschaftsnationen. So lag der Brutto-Durchschnittslohn 2023 lediglich bei 240 Dollar im Monat.

DYNAMIK

Indien ist derzeit die am stärksten wachsende große Volkswirtschaft. Das dürften an diesem Dienstag auch neue Prognosen des Internationalen Währungsfonds zeigen. Der IWF hatte zuletzt für 2024 ein Wachstum von 7,0 Prozent für Indien prognostiziert, 2025 dann von 6,5 Prozent. 2023 waren es 8,2 Prozent gewesen. Der Kölner Motorenbauer Deutz <DEZG.DE>, der in Indien aktiv ist, rechnet bis 2050 mit einer Vervierfachung der dortigen Wirtschaftsleistung.

HANDEL

Laut einer Studie der Unternehmensberatung KPMG in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Indischen Handelskammer summierte sich das Handelsvolumen beider Staaten 2023 auf insgesamt 30,8 Milliarden Euro. Das war ein Rekordwert und ein Plus von fünf Prozent gegenüber 2022. Die Investitionen deutscher Firmen in Indien summierten sich 2022 auf den Rekordwert von 23,9 Milliarden Euro, damals ein Plus von fast zwölf Prozent. Deutschland ist der siebtgrößte ausländische Investor in Indien.

FREIHANDELSABKOMMEN

Darüber verhandeln Indien und die EU seit mehr als einem Jahrzehnt. Eine baldige Einigung gilt aber als unwahrscheinlich. Indien ist gemessen an den deutschen Einfuhren die Nummer 23, bei den deutschen Ausfuhren die Nummer 22.

FACHKRÄFTE

Die Bundesregierung hat gerade eine Strategie beschlossen, um mehr Fachkräfte aus Indien nach Deutschland zu locken. So sollen unter anderem bürokratische Hürden abgebaut und die Visa-Erteilung digitalisiert werden. Im Februar waren auf dem deutschen Arbeitsmarkt 137.000 Inderinnen und Inder sozialversicherungspflichtig beschäftigt - 23.000 mehr als ein Jahr zuvor. Ihre Arbeitslosenquote lag mit 3,7 Prozent deutlich unter dem Schnitt von 7,1 Prozent in Deutschland.



(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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