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16.10.2024 /17:06:13
FOKUS 1-Ökonomen: Höhere Krankenkassenbeiträge verschärfen Standortproblem

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Experte: Investitionsneigung der Unternehmen könnte leiden

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"Steuerliche Entlastungen werden konterkariert"
 
(neu: mit DZ Bank)
Berlin, 16. Okt (Reuters) - Ökonomen warnen vor
negativen konjunkturellen Nebenwirkungen durch die sich
abzeichnende Anhebung der Beiträge zur gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV). "Die steigenden Lohnnebenkosten
entwickeln sich zu einem erheblichen Problem für den Standort
Deutschland", sagte der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger
Schmieding, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. "Wenn
die Politik nicht bald energisch gegensteuert, könnte dies die
Investitionsneigung der Unternehmen und das Trendwachstum
zusätzlich nennenswert beeinträchtigen."

Ähnlich äußerte sich der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank (HCOB), Cyrus de la Rubia. "Die Anhebung der Krankenkassenbeiträge bedeutet eine Erhöhung der Lohnnebenkosten und verschlechtert insofern die Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland", sagte der Experte. "Das passt nicht in die Landschaft, wo Unternehmen noch mit vielen anderen Herausforderungen zu kämpfen haben." Der demografische Wandel hinterlasse hier offensichtlich seine Spuren. Einfache Lösungen gebe es hier nicht. "Eine Mischung aus Ausgabenkürzungen, Zuschüssen aus dem Bundeshaushalt und Beitragsanhebungen wären kurzfristig der bessere Weg", sagte de la Rubia.

Als typische Lohnnebenkosten haben die Sozialabgaben nach den Worten von DZ-Bank-Konjunkturexperte Christoph Swonke das Potenzial, den Produktionsfaktor Arbeit zu verteuern, da sowohl der allgemeine Beitragssatz als auch der Zusatzbeitrag je zur Hälfte von Arbeitnehmern und Arbeitgebern getragen werden. Mit den aktuellen Empfehlungen zum Zusatzbeitrag in der Krankenversicherung werde die Abgabenlast der Sozialabgaben zusammen mit den Beiträgen zur Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung weiter steigen und voraussichtlich ein Niveau wie in den 2000er Jahren erreichen. "Da auch der Finanzbedarf der gesetzlichen Pflegeversicherung nach jüngsten Berichten höher ausfällt als bislang erwartet, könnte die Belastung sogar noch höher ausfallen", sagte Swonke. "Geplante steuerliche Entlastungen im kommenden Jahr wie die Anhebung des Grundfreibetrags bei der Einkommensteuer würden damit teilweise konterkariert."

Auf Beschäftigte und Arbeitgeber kommt 2025 ein deutlich höherer Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag soll um 0,8 Prozentpunkte auf dann 2,5 Prozent steigen, wie der Schätzerkreis der GKV zuvor mitteilte. Mit dem regulären Beitragssatz von 14,6 Prozent läge der Gesamtbeitrag 2025 dann bei einer Rekordhöhe 17,1 Prozent, die vom Bruttolohn abgeführt werden müssen. Arbeitnehmer und Arbeitgeber bringen jeweils die Hälfte auf. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erklärte, die Erhöhung gehe auf hohe Ausgabensteigerungen der Krankenkassen zurück.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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