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Entscheid der Opec+ und Nachfragesorgen drücken Ölpreis |
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US-Zinspolitik im Fokus |
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Bund reduziert Telekom-Anteil |
(Neu: Wall Street, Xetra-Schlusskurse) |
Frankfurt, 04. Jun (Reuters) - Eine Reihe enttäuschender |
US-Konjunkturdaten hat Anlegern am Dienstag den Appetit auf |
Aktien verdorben. Dax <.GDAXI> und EuroStoxx50 <.STOXX50E> fielen |
daher um jeweils etwa ein Prozent auf 18.405,64 beziehungsweise |
4953,37 Punkte. An der Wall Street kam der US-Standardwerteindex |
Dow Jones kaum vom Fleck. Kopfzerbrechen bereitete |
Investoren auch der Rückgang des Ölpreises. Für |
energieintensive Unternehmen sei dies zwar erfreulich, sagte |
Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC |
Partners. Allerdings signalisierten fallende Energiepreise immer |
auch eine Abkühlung der Konjunktur. |
Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 1,6 Prozent auf 77,11 Dollar je Barrel (159 Liter). Als einen Grund hierfür nannten Börsianer den jüngsten Entscheid der Opec+ zu den Förderquoten. Zwar einigte sich die Gruppe, zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells Opec weitere Förderländer wie Russland gehören, auf eine Verlängerung der bisherigen Produktionsbeschränkungen. Allerdings öffneten sie die Tür für eine Reduzierung der bisherigen, freiwilligen zusätzlichen Drosselung durch einzelne Mitglieder. Im Sog der fallenden Energiepreise rutschte der Index für die europäische Öl- und Gasindustrie <.SXEP> um 2,6 Prozent ab.
Kupfer litt zusätzlich unter einer schwächelnden Nachfrage des Top-Abnehmers China. "Lagerbestände in Shanghai, die als Indikator für die physische Nachfrage genau beobachtet werden, bleiben hoch", sagte Analyst Carsten Menke von der Bank Julius Bär. Das Industriemetall verbilligte sich um zwei Prozent auf 9952 Dollar je Tonne unter fiel damit erstmals seit Mitte Mai unter die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Dollar.
Nach den enttäuschenden Konjunkturdaten vom Wochenauftakt fielen die am Dienstag veröffentlichten Zahlen gemischt aus. Zwar zog die US-Industrie im April etwas mehr Aufträge an Land als gedacht, allerdings wurde der Vormonatswert nach unten korrigiert. Daher rätselten Anleger weiter über die Geldpolitik der US-Notenbank. Sie machten sich Sorgen, dass die Fed die Zinsen zu lange zu hoch halte, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Brokerhauses Finalto. Die US-Notenbank berät zwar in der kommenden Woche über ihre Geldpolitik, eine Zinssenkung zu diesem Termin gilt bislang allerdings als ausgeschlossen.
Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) rechnen Börsianer dagegen fest mit einer Zinssenkung am kommenden Donnerstag. Daher richte sich ihr Blick vor allem auf den geldpolitischen Ausblick, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. Wegen der schwächelnden heimischen Konjunktur sei mindestens eine weitere Zinssenkung notwendig. Zurückhaltende Äußerungen der EZB-Chefin Christine Lagarde hierzu könnten für Enttäuschung sorgen. Am Dienstag verlor der Euro <EUR=> 0,2 Prozent auf 1,0877 Dollar.
Bei den deutschen Unternehmen stand die Deutsche Telekom <DTEGn.DE> im Rampenlicht. Ihre Titel fielen um 1,7 Prozent, nachdem der Bund T-Aktien im Wert von 2,43 Milliarden Euro auf den Markt geworfen hatte. Börsianer werteten die Transaktion allerdings positiv, weil dieses Thema nun abgehakt sei und die Anteilsscheine ohne nennenswerte Nachlässe losgeschlagen wurden. Die Kursrücksetzer seien eine Chance für einen Einstieg bei dem Bonner Konzern. Dieser erhöhte inzwischen das Maximalvolumen seiner wöchentlichen Aktienrückkäufe.
In den USA gingen die Kurskapriolen bei GameStop <GME.N> weiter. Die Titel des Videospiele-Händlers fielen um bis zu zehn Prozent und gaben damit rund die Hälfte ihrer Vortagesgewinne wieder ab. Den Kurssprung vom Montag hatte der im Internet unter dem Pseudonym "Roaring Kitty" bekannte Investor Keith Gill ausgelöst, indem er auf der Online-Plattform Reddit <RDDT.N> seine 116 Millionen Dollar schwere Wette auf GameStop-Kursgewinne öffentlich machte. Inzwischen untersucht die Börsenaufsicht des US-Bundesstaates Massachusetts den Vorfall.
(Bericht von: Hakan Ersen, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)