Mailand, 13. Mai (Reuters) - Nach dem überraschenden Gegenangebot des tschechischen Investors PPF für ProSiebenSat.1 <PSMGn.DE> berät der italienische MFE-Konzern als größter ProSieben-Aktionär Insidern zufolge über die neue Lage. Der Vorstand der Holding MFE-MediaForEurope komme dafür am Dienstag zusammen, sagten zwei mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Konkrete Maßnahmen wurden vorerst nicht erwartet. Die von der Berlusconi-Familie kontrollierte MFE betrachtet den Insidern zufolge das Vorgehen von PPF als nicht feindselig gegenüber dem eigenen Übernahmeangebot an die Aktionäre des deutschen Fernsehkonzerns. Eher handele es sich um eine defensive Maßnahme der Tschechen, um ihren Einfluss auf ProSiebenSat.1 zu stärken und möglicherweise in Zukunft mit MFE zu verhandeln, hieß es. MFE und ProSiebenSat.1 lehnten jeweils Kommentare dazu ab. Von PPF war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Die Beteiligungsgesellschaft PPF will mit bis zu 300 Millionen Euro ihren Anteil an ProSiebenSat.1 auf bis zu 29,99 Prozent etwa verdoppeln und hat am Montag ein Kaufangebot über 7,00 Euro je ProSiebenSat.1-Aktie angekündigt. Der zweitgrößte Aktionär fuhr damit MFE im Ringen um den bayerischen Fernsehkonzern in die Parade. Die Italiener halten gut 30 Prozent und hatten 4,48 Euro in bar und 0,4 Prozent ihrer A-Aktien geboten, was sich rechnerisch auf rund 5,80 Euro summiert. MFE werde vorerst wohl keine Gespräche mit PPF führen, sagten die Insider. PPF hatte am Montag erklärt, man sei offen für "konstruktive Zusammenarbeit mit allen Stakeholdern und Aktionären, einschließlich MFE".
MFE kann mit der Offerte seinen Einfluss ausbauen, ohne ein teureres Pflichtangebot vorzulegen. Auf eine Mehrheit dürften die Italiener damit aber zunächst nicht kommen - das war schon vor dem Gegenschlag von PPF klar. Anders als PPF haben sie aber freie Hand, weiter zuzukaufen.
Analysten und Aktionärsvertreter gehen davon aus, dass es für MFE nun so oder so teurer wird. "Die Italiener haben ein Riesenproblem", sagte der Vorstandsvorsitzende der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), Daniel Bauer, jüngst im Reuters-Interview. "Wenn die Tschechen auf 25 Prozent plus eine Aktie kommen, können sie blockieren." Sollte MFE die Senderkette langfristig übernehmen und beherrschen wollen, bräuchten sie 75 Prozent, sagte der SdK-Chef.
(Bericht von Elvira Pollina und Amy-Jo Crowley, Mitarbeit von Jan Lopatka und Klaus Lauer. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)